Rezension

Nashville oder Das Wolfsspiel - spannend, aber nicht immer glaubwürdig

Nashville oder Das Wolfsspiel - Antonia Michaelis

Nashville oder Das Wolfsspiel
von Antonia Michaelis

Inhalt

Die achtzehnjährige Svenja ist gerade in ihre Studentenwohnung in Tübingen eingezogen, als sie einen verwahrlosten, stummen 11-jährigen Jungen in dem leeren Küchenschrank auf dem Kopf stehend vorfindet. Da auf seinem T-Shirt "Nashville" aufgedruckt ist und sie weder seinen Namen noch seine Herkunft kennt, nennt sie ihn künftig "Nashville". Immer wieder verlässt Nashville nachts die Wohnung. Dies alleine macht Svenja schon stutzig, als dann aber auch noch mehrere Obdachlose ermordet werden, fragt sie sich, ob Nashville etwas damit zu tun haben könnte. Auf ihrer Suche nach der Wahrheit, muss sie feststellen, dass auch ihr Leben in Gefahr ist.

Meine Meinung

An den Schreibstil von Antonia Michaelis musste ich mich anfänglich erst gewöhnen. Sie erzählt ihre Geschichte auf sprunghafte, nicht immer glaubwürdige Art. Doch so nach und nach gelang es mir in die Handlung einzutauchen, die teilweise verstörend war, teilweise fesselnd, aber leider an vielen Stellen auch nicht nachvollziehbar und logisch.

Gut gefallen hat mir, dass man als Leser immer mitgerätselt hat, wer Nashville wirklich ist, ob er mit den Morden an den Obdachlosen zu tun hat und wer es stattdessen sein könnte. Es gab immer wieder Hinweise, die mal den einen, mal den anderen Protagonisten verdächtigt gemacht haben, sodass man selber immer eine Tendenz oder Vermutung hatte, wer der Täter sein könnte.

Svenja war mir von Anfang an sympathisch, wenngleich sie manchmal ein wenig planlos und naiv wirkte. Einen fremden Jungen bei sich aufzunehmen und nicht zu hinterfragen, woher er kommen mag und wer er sein könnte, fand ich schon reichlich kindlich. Auch als immer klar wurde, dass sie sich selber in Gefahr befand, hat sie nicht etwa in der Art gehandelt, dass sie sich Hilfe gesucht hat, sondern so, dass sie blindlings in das Verderben lief. Ich kam an manchen Stellen daher nicht umhin mit dem Kopf zu schütteln vor so viel Naivität.

Auch bei ihren Eltern ging es mir nicht viel besser. Es mag ja noch mit viel gutem Willen nachvollziehbar sein, dass ein Vater, der sein eigenes Leben nicht im Griff hat, auch nicht in der Lage ist seiner in Not geratenen Tochter zu helfen, aber das eine Mutter so reagiert, wie die von Svenja kann ich mir absolut nicht vorstellen. So blieb Svenja in der Geschichte größtenteils alleine mit ihren Problemen zurück und hatte niemanden, dem sie sich hätte anvertrauen können.

Nashville blieb mir bis zum Ende hin ein Rätsel. Gut skizziert war, dass er traumatisiert ist und schlimmes erlebt haben muss. Bei ihm hat mich jedoch gewundert, dass er zunächst gar nicht sprach und dann ohne jeglichen Grund dies wieder geändert hat. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es einen bestimmten Auslöser gibt, der ihn dazu verleitet, wieder zu sprechen. Aber auch sonst hatte ich bis zum Schluss keinen richtigen Zugang zu ihm, was erstaunlich ist, da seine Geschichte wirklich traurig, erschreckend und auch anrührend ist.

Das Ende hat mir leider gar nicht gefallen. Es blieb viel zu offen und war für mein Empfinden auch zu abrupt. Ein paar Seiten mehr und eine gute und logische Auflösung hätten der Geschichte gut getan.

Fazit

"Nashville" ist gut lesbar, aber nicht immer glaubwürdig und hat mich daher nicht vollends überzeugen können.