Rezension

Nathan stirbt noch nicht …

Die Brooklyn-Revue - Paul Auster

Die Brooklyn-Revue
von Paul Auster

Bewertet mit 4 Sternen

„Ich suchte nach einem ruhigen Ort zum Sterben. Jemand empfahl mir Brooklyn“… Es ist Nathan Glass, dem diese Gedanken durch den Kopf gehen. Er ist geschieden, lebt im Vorruhestand und hat (zumindest vorläufig) einen Lungenkrebs überstanden. Vor 59 Jahren wurde er in Brooklyn/New York geboren, dort soll nun auch der Kreislauf seines Lebens enden – so sein Plan. Doch es sollte anders kommen. Nathan trifft zufällig seinen Neffen Tom Wood, der in einer antiquarischen Buchhandlung arbeitet, lernt dessen Chef Harry Brightman kennen und nimmt Lucy, die neunjährige Nichte Toms, bei sich auf. Das Sterben muss vorläufig warten, da die Herren einen großen Coup vorhaben. Außerdem beabsichtigt Nathan noch „Das Buch menschlicher Torheiten“ zu schreiben, in dem er plant, jede Blamage, jede Peinlichkeit, jede Dummheit, jedes Unvermögen und jede Albernheit, die er im Laufe seines Lebens als Mann begangen hat, festzuhalten. Dafür sammelt er bereits eifrig Material, das auch entsprechende Anekdoten von Freunden und Bekannten mit einschließt. Doch zuerst müssen noch einige familiäre Probleme gelöst werden …

Paul Auster ist ein US-amerikanischer Schriftsteller, dessen zahlreiche Werke in über vierzig Sprachen übersetzt worden sind. Er wurde 1947 in Newark (New Jersey) geboren. Nach seinem Studium der Literaturwissenschaft und der Anglistik verbrachte er zunächst einige Jahre in Frankreich und lehrte dann an der Columbia University. Sein großer Durchbruch als Schriftsteller gelang ihm 1987 mit seiner „New-York-Trilogie“.  Aus seiner ersten Ehe mit der Schriftstellerin und Übersetzerin Lydia Davis hat Auster einen Sohn. In zweiter Ehe ist er seit 1982 mit der Schriftstellerin Siri Hustvedt verheiratet, mit der er eine Tochter hat. Außer seiner Tätigkeit als Schriftsteller ist Paul Auster auch als Regisseur, Kritiker, Übersetzer und Herausgeber tätig. Er lebt mit seiner Familie in Brooklyn.

Bereits die ersten Sätze beeindrucken, machen neugierig auf das Buch, überraschen und lassen uns schmunzeln. Brooklyn soll ein ruhiger Ort sein, ein Ort um in Ruhe zu sterben? Wie so oft bei Paul Auster kommt es auch in „Die Brooklyn-Revue“ ganz anders. Unserem Helden Nathan Glass kommt einiges dazwischen beim Plan zu sterben, der Zufall hat seine Hand im Spiel, unvorhergesehene Ereignisse treten ein und sein Leben nimmt eine ungeahnte Wendung. Nur wenige Personen sind Akteure in diesen mit Humor gespickten Anekdoten einer Familie, die der Autor als Erinnerungen des Protagonisten geschickt in die laufende Handlung einfließen lässt. Es sind Geschichten aus dem Leben, mal heiter, mal traurig, über Freud und Leid, über Hoffnung und geplatzte Träume, über Leben und Tod.

Die Ereignisse sind so lebendig geschrieben, als wäre man dabei. Die Personen, besonders natürlich Nathan, wirken sehr real und lebensnah, als würde es sich um Nachbarn handeln und in den Orten der Handlung, besonders in Brooklyn, findet man sich sehr schnell zurecht. Das Buch endet ähnlich überraschend, wie es begonnen hat – am 11. September 2001 um 8.oo Uhr, sechsundvierzig Minuten bevor das erste Flugzeug in den Nordturm des World Trade Center rast.

Fazit: Ein herrliches Buch über die Unwägbarkeiten im Leben, über Veränderungen und Neuerungen, über Hoffnungen und Wünsche – sehr empfehlenswert!