Rezension

Nature versus Nuture WOW

Middlesex
von Jeffrey Eugenides

“I was born twice: first, as a baby girl, on a remarkably smogless Detroit day in January of 1960; and then again, as a teenage boy, in an emergency room near Petoskey, Michigan, in August of 1974.”  
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Eine Woche vor Schluss des offiziellen #Dickebüchercamp 's hab ich mich doch noch dazu durchgerungen Middlesex zu lesen. Irgendwann kam mir das Wort "Familiensaga" zu ohren und damit war meine Motivation flöten. Bei #diereisenden habe ich es schon erwähnt, Familiensagen sind nicht wirklich meins und im August habe ich nun tatsächlich 3 gelesen. Zum Glück wusste Middlesex sich von den anderen abzuheben.
1922 flüchten 2 griechische Geschwister vor den Türken und kommen in Amerika als Ehepaar an. Was für Auswirkungen dieses Geheimnis auf die Kinder und letztendlich die Enkel hat, wird dem Leser in so viel Details wie möglich dargestellt. Ich hatte ausschließlich die Lebensgeschichte Cal's erwartet und musste nun 500 Seiten von seinen Grosseltern und Eltern zuerst lesen, dennoch war keine Seite langweilig. Während sich das erste Drittel um Immigration und der Aufbau eines neuen Lebens dreht, geht es im 2. Drittel um Krieg und Rassismus um schließlich mit der Frage ob das Geschlecht biologisch oder erziehbar ist zu Enden. Cal lebt seine ersten 15 Jahre lang als Mädchen, spielt da die DNA noch eine Rolle? Trotz meiner falschen Erwartung habe ich das Buch wie in einem Sog gelesen und hätte nichts gegen noch 100 Seiten extra zu Cal's Leben gehabt. Mit seinem leicht zugänglichem Stil für teilweise sehr düstere Themen und perfekt platzierten Überraschungen ist dieses Buch ein weiteres Highlight des Jahres. 
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