Rezension

Naturwissenschaft und Glaube? - Mensch und Mensch!

The Essex Serpent - Sarah Perry

The Essex Serpent
von Sarah Perry

Bewertet mit 4.5 Sternen

Liebe in allen ihren Farben. Weniger mystisch als gedacht, pur menschlich.

Das Waterstones Book of the Year 2016 'The Essex Serpent' spielt gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Cora Seaborne, jüngst verwitwet, flüchtet sich in's ländliche Aldwinter, um dem Geheimnis einer Seeschlange auf den Grund zu gehen, die dort angeblich ihr Unwesen treibt. Dabei kreuzen sich ihre Wege mit denen des dortigen Gemeindegeistlichen William Ransome und seiner Familie. Es entspinnt sich ein Gefühlsreigen wie in Shakespeare's Midsummer Night's Dream, allerdings weniger verrucht.

Da sind Coras Vertraute und Freunde aus den Zeiten ihrer (grausamen) Ehe, Williams Familie, Coras Sohn, der autistische Züge aufweist und die schlichten, aber abergläubischen Bewohner Aldwinters. William versucht sie in Zeiten der (scheinbar) unerklärlichen Unglücksfälle in ihrem Glauben zu halten, wird aber von der Wissenschaft überrollt, als bei seiner Frau eine schwere Krankheit diagnostiziert wird. Cora, die sich aufgrund ihrer traumatischen Geschichte eigentlich gegen jede Liebe verwehren will, wird zum Spielball ihrer eigenen Gefühle und muss sich dem stellen, was den Menschen widerfährt, die sie lieben.

Der englische Klappentext sagt: "... it is, above all, a celebration of love in all its incarnations, and of what we share even when we disagree."

Da kann ich nur beipflichten. Das Buch handelt von grausamer Liebe, unschuldiger Liebe, Liebe zwischen Eltern und ihren Kindern, gleichgeschlechtlicher Liebe, aufopferungsvoller Liebe, unerwiederter Liebe, Liebe, die ausgenutzt wird, Liebe zu sich selbst und Loyalität. Beeinflusst von äußeren Umständen, die die jeweiligen Gefühle entweder hindern oder anfeuern, darf der Leser in diesem Buch die menschlichen Leidenschaften begleiten und fühlt sich dabei, auch aufgrund der historisch angehauchten Sprache - an Klassiker wie 'Pride and Prejudice' erinnert. Die altmodische Art und Weise zieht einen sofort in ihren Bann, der unterschwellige Humor schafft trotz der zeitlichen Distanz Nähe zu den Charakteren.

Das Buch ist weniger spannend als mitreißend. Zwar werden alle Geheimnisse gelüftet und Fragen geklärt, doch geschieht dies ohne große Effekthascherei. Am Ende ist das Geheimnis um die Schlange gelüftet, doch aufgrund der Leiden der liebgewonnenen Charaktere rückt das in den Hintergrund. Ein wunderbares Buch, das im besten Sinne 'englisch' ist!

Kommentare

wandagreen kommentierte am 20. November 2017 um 16:47

Oh, jemand, der das Buch mochte! Vllt lese ich es dann doch noch.