Rezension

Nazis und Juden

Der Reisende - Ulrich Alexander Boschwitz

Der Reisende
von Ulrich Alexander Boschwitz

Bewertet mit 5 Sternen

~~Im November 1938 ändert sich die Welt und das Leben Otto Silbermanns. Sein Sohn Eduard hat bereits vor Jahren Deutschland verlassen, er lebt in Paris. Aufgrund seiner arischen Ehefrau und seines Verdienstkreuzes aus dem ersten Weltkrieg bleibt Otto. Er ist ein vermögender und angesehener Geschäftsmann und bis zu dem Tag, an dem er von Nazis in seiner Wohnung überfallen wird und eiligst fliehen kann, meint er, Freunde zu haben. Er stellt schnell fest, dass er nicht mehr vielen trauen kann. Von seinem Partner mit dem Ablösegeld des Geschäftes versehen, versucht er zu fliehen. Über Belgien gäbe es einen Weg, doch er scheitert und verbringt nun seine Tage und Nächte in der Deutschen Reichsbahn. Dort trifft er auf weitere Flüchtende, auf Nazis und normale Reisende. Er unterhält sich mit jedem und stellt fest, dass es gut und schlecht nicht gibt, jeder ist sehr individuell. Er klammert sich an seinen Aktenkoffer mit dem vielen Geld, immer in der Sorge, dass es verloren geht. Doch kann er dauerhaft ein Leben in den Zügen führen? Er merkt, das er psychisch und physisch an seine Grenzen stößt.
Ein Roman über Nazis und Juden, über die Gedanken und Gefühle der Menschen in dieser Zeit. Boschwitz, selbst ein geflüchteter Jude, gelingt es, diese Gespräche ohne Wertung zu notieren, sehr unterschiedliche Ansichten dieser Zeit zu verfassen. Dabei gibt es sogar Spannung und überraschende Wendungen.