Rezension

Nervenkitzel, der fesselt

Worüber wir schweigen - Michaela Kastel

Worüber wir schweigen
von Michaela Kastel

Bewertet mit 4 Sternen

Die Spannung baut sich langsam auf, eine beklemmende Stimmung ist jedoch immer präsent.

In Form einer Leserunde durfte ich das Buch „Worüber wir schweigen“ von Michaela Kastel, unter Austausch mit Michaela und anderen Teilnehmern lesen und kommentieren.

 

Inhalt:

Abgründige Charaktere, ein unverhofftes Wiedersehen und ein Schweigen, das tief in die Vergangenheit führt.

 

Zwölf Jahre sind vergangen, seit Nina ihr Heimatdorf fluchtartig verlassen hat. Nun kehrt sie unerwartet zurück, und ihre Ankunft wirft das sonst so ruhige Leben in der Gegend aus der Bahn. Was treibt sie wieder an den Ort, den sie so lange gemieden hat? Das Zusammentreffen mit ihrer alten Clique weckt in allen dunkle Erinnerungen an ein Ereignis, an dem ihre Freundschaft einst zerbrach. Und über das alle bisher geschwiegen haben..

 

Kritik:

Auch wenn ich mir etwas ganz anderes unter dem Buch vorgestellt hatte, enttäuscht wurde ich nicht. Ich war von Beginn an gefesselt von der Geschichte und wurde zudem mit einem unerwarteten Ende belohnt.

Die Anzahl an Charakteren wurde bewusst überschaubar gehalten, was ich rückblickend nur für gut befinden kann; diejenigen Charaktere, die auftauchten, beherbergten solch komplexe Persönlichkeiten, sodass ihnen zurecht genug Platz in der Handlung eingeräumt wurde. Die Protagonistin, Nina, war für mich sowohl ein interessanter als auch unberechenbarer Charakter; diese interessante Mischung sorgte während des Lesens für einen stetigen Nervenkitzel, denn man fragte sich immer wieder, ob die tickende Bombe irgendwann platzen wird.

Auch die anderen Charaktere zeichnen sich größtenteils durch ihre psychische Instabilität aus, behalten dabei jedoch ihre Individualität; zum einen sind die Labilitäten, unter denen sie leiden, voneinander abweichend und ihre jeweiligen Vorgeschichten prägend für ihr Auftreten und ihre Handlungen.

Durch viele wechselnde Erzählperspektiven, die sowohl die Vergangenheit (die Kindheit von Nina und ihren Freunden) als auch die Gegenwart beinhalten, ist es dem Leser möglich, die Geschichte und die Charaktere uneingeschränkt wahrzunehmen und zu hinterfragen. So konnte der Ernst der Geschichte vermittelt und das Geschehen in einer 360 Grad Perspektive betrachtet werden. Was den Lesefluss leicht beeinträchtigt hat, waren die nicht chronologisch aufeinanderfolgenden Erzählungen aus der Vergangenheit. Zunächst wird beispielsweise eine Situation geschildert, in der Nina eine Prüfung geschrieben hat, wenige Seiten später wird eine Situation geschildert, die zwei Wochen vor besagter Prüfung stattfand. So muss der Leser immer wieder rekapitulieren, was bereits geschah und was nicht und in welchem Lebensabschnitt des Protagonisten er sich gerade befindet. Eine kleine Ergänzung zu der Jahreszahl, mit der das jeweilige Kapitel gekennzeichnet ist, zum Beispiel durch das Alter der jeweiligen Person, hätte hier vielleicht schon geholfen.

Die Handlung baut sich auf, indem sie sich in viele verschiedene Perspektiven und Zeiten spaltet, die sich nach und nach wie ein Puzzleteil zusammensetzen und den gesamten „Fall“ und dessen Aufklärung präsentieren. Je näher die einzelnen Handlungsstränge zusammenrücken, desto mehr nimmt es an Spannung zu. Diesen Aufbau empfinde ich als äußerst gelungen!

 

Zusammenfassend hat mich das Buch aufgrund seiner interessanten Charaktere und der omnipräsenten Spannung vollends überzeugt!

Ich empfehle das Buch jedem, der nach einem Thriller sucht, der ohne Blutvergießen auskommt und sich vielmehr durch interessante Charaktere und eine spannende Geschichte auszeichnet!