Rezension

Nervig

Kurze Geschichte des Traktors auf Ukrainisch, 4 Audio-CDs
von Marina Lewycka

Bewertet mit 0.5 Sternen

Ihr 84jähriger Vater erzählt Nadia am Telefon, dass er in Kürze die 34jährige Valentina heiraten wird. Nadia fällt aus allen Wolken und informiert sofort ihre Schwester Vera, mit der sie seit langem zerstritten ist. Beide können die Heirat jedoch nicht mehr verhindern, sondern lernen Valentina erst nach der Hochzeit kennen. Und leider bestätigt das Busenwunder aus der Ukraine alle Vorurteile, die die Töchter gehabt haben. Sie ist in erster Linie an teurem Luxus interessiert und weniger an dem Wohlergehen des Vaters. So will Valentina keinen einfachen Kleinwagen fahren, sondern es soll schon eine hochpreisige Luxuskarosse sein, die der Vater bezahlen darf. Valentina arbeitet selbst zwar auch, aber das Geld gibt sie für einen Wagen für ihren Bruder aus. Im ersten Monat produziert sie durch ihre ständigen Anrufe in die Heimat auch eine Telefonrechnung von 700 Pfund, die sie nicht selbst zahlen will. Schnell verhärten sich die Fronten zwischen den Frauen, während der Vater von all dem lange nichts wissen will und weiter an seinem Buch über Traktoren schreibt.

 

Ich habe dieses Hörbuch geschenkt bekommen und mir vor kurzem, als ich krank das Bett hüten musste, angehört, ohne dass ich eine Ahnung hatte, was mich da erwartet. Und schon bei den ersten Tönen schreckte ich auf und stand fast senkrecht im Bett, denn es begann mit einem sehr lauten, rhythmischen Pochen eines Traktormotors, der alles übertönte, auch den Anfang des Hörbuches. Während des Hörbuches kommt dieses Geräusch noch einige Male vor und ich finde es recht nervig und im Gegensatz zum übrigen Hörbuch viel zu laut.

 

Ich habe die relativ kurze Geschichte in einem Rutsch angehört – und mich anschließend gefragt, was mir die Autorin da eigentlich sagen wollte. Und ich frage mich das immer noch. Ich sehe keinen tieferen Sinn in der Geschichte, keinen Grund, warum diese Geschichte aufgeschrieben, gelesen oder gehört werden sollte. Es ist im Endeffekt nur eine Episode, die so in fast jedem Haushalt vorkommen kann. Valentina ist eine nervige Schreckschraube, die nur an Luxus und sich selbst denkt und von dem Vater sehr abwertend spricht. Es gibt keinerlei Tiefgang in der Geschichte, keine Moral, keinen Humor oder Spannung. Nadia und Vera sprechen zum Schluss noch einmal kurz über ihre Kindheit – die eine ein Kriegskind, die andere ein Friedenskind. Das ist das tiefsinnigste, was es in dieser Geschichte gibt, aber es ist unpassend zu allem anderen und wirkt wie ein Fremdkörper.

 

Die Sprecher und Sprecherinnen haben diese Geschichte hervorragend umgesetzt und gesprochen. Vor allem die Sprecherin der Valentina hat es geschafft, dass ich regelrecht wütend auf sie geworden bin.

 

Insgesamt finde ich diese Geschichte vollkommen überflüssig und nicht lesens- oder hörenswert. Wenn dies einem selbst passiert, ist es schlimm genug, aber ich muss nicht auch noch davon lesen oder hören.