Rezension

Nervig, aber irgendwie auch unfassbar perfekt ;)

New York Diaries - Claire - Ally Taylor

New York Diaries - Claire
von Ally Taylor

Bewertet mit 4 Sternen

Beziehung gescheitert, Job weg. Alles, was Claire jetzt noch bleibt, ist, ihre Zelte in London abzubrechen und ins heimische Nest zurückzukehren. Allerdings hält sie es dort keine 24 Stunden aus, denn schon direkt nach ihrer Ankunft gehen ihr Mutter und Schwester so richtig auf die Nerven und die verblichenen N'Sync Poster an der Wand ihres einstigen Kinderzimmers machen es auch nicht gerade besser.

Claire packt den Koffer also gar nicht erst aus, sondern flüchtet nach einem desaströsen Abendessen zu ihrer Freundin June nach New York, wo sie im wahrsten Sinne, in einen Kleiderschrank zieht.
Doch auch diese Situation macht ihr Leben nicht wirklich besser, denn June wohnt mit Claires bestem Freund Daniel zusammen, dessen Freundin sie absolut doof findet und für den sie blöderweise Gefühle entwickelt. Das ihre erste große Liebe außerdem ein Stockwerk höher wohnt, davon reden wir lieber gar nicht erst....

Meinung:
Anne Freytag alias Ally Taylor erzählt hier, auf eine sehr amüsante Weise, die Geschichte einer gestrandeten Mittdreißigerin, die ihren "Hoffnungen und Träumen" nach London gefolgt ist und dort eine harte Bauchlandung erlebte. Sie kehrt in die Staaten zurück, weil ihr keine andere Möglichkeit bleibt, tut sich aber schwer mit einem Neustart. Gut, das sie in New York Freunde hat, bei denen sie nicht nur unterkommen kann, sondern die ihr auch in den Hintern treten. Sie sucht sich zwei schlechtbezahlte Jobs, wohnt in Junes Wandschrank und verliebt sich in ihren besten Freund, was natürlich reichlich Komplikationen und Verwirrungen mit sich bringt.

Mir hat Claires Geschichte sehr gefallen. Sie war wirklich witzig erzählt, ließ sich in einem Rutsch lesen und endet genau so romantisch wie man sich das als Leserin wünscht, doch auf dem Weg dorthin gab es ein paar kleine nervige Stellen und lose Fäden, die niemand mehr aufgenommen hat.

Die Geschichte startet beispielsweise mit einem Abendessen bei Claires Familie, die Autorin führt die Figuren alle ein, aber im weiteren Verlauf hört man nichts mehr von ihnen, lediglich Josh, Claires Bruder taucht noch einmal auf, um seine Schwester um Rat zu fragen und ihr im Gegenzug seine Hilfe anzubieten.
Auch Oma spielt nur kurz eine Rolle, sie soll ihrer Enkelin Mut machen und schenkt ihr ein Bett. Danach hört und sieht man sie nicht mehr. Irgendwie fand ich das alles etwas schade, denn gerade das gemeinsame Abendessen zu Beginn ist so herrlich amüsant.

Als nervig empfand ich, das Claire manche Dinge doppelt breit tritt. Wir erleben die Geschichte aus ihrer Sicht, sind also eh schon hautnah dabei und in ihren Gedanken, müssen dann aber noch einige Tagebucheinträge über uns ergehen lassen, die im Endeffekt genau das wiederholen, was wir eh schon wissen. Jaaa, sie ist hin- und hergerissen in ihren Gefühlen, was total nachvollziehbar ist, denn ihr bester Freund hat eine Freundin und sie verliebt sich in ihn, obwohl sie ihn doch schon ewig kennt, da gibt es einiges über das man nachdenken muss. Hätte aber in einfacher Ausführung gereicht.

Ich will das Buch aber nicht negativ darstellen, denn ich hatte beim Lesen wirklich verdammt viel Spaß. Anne Freytag bezeichnet ihre Bücher ja so wunderschön selbst als "Popcornkinoliteratur". Und genau das ist es. Claires Geschichte ist wie einer dieser Filme, auf die wir Frauen so stehen. Er bringt alles mit, von Humor, über Selbstfindung, über Gefühlschaos, bis hin zum romantischen Ende.

Es nervt, aber es ist irgendwie unfassbar perfekt. :)