Rezension

Nervige Protagonistin

Frühling in Utrecht - Julia Trompeter

Frühling in Utrecht
von Julia Trompeter

~~Frühling in Utrecht – Julia Trompeter

"Die Welt war so schön, so reich, so anbetungswürdig, und man selbst als Teil von ihr bisweilen so tot." Seite 111

Klara hat ihren Freund und ihr bisheriges Leben in Berlin zurückgelassen. Hals über Kopf zieht sie nach Utrecht, um dort ein neues Leben anzufangen. In angenehmem Plauderton lässt sie den Leser an ihren Gedanken und Sprachverwirrungen teilhaben. Mit Neugier und Witz erobert sie sich die niederländische Kultur und Sprache. Hat sie sich bisher in Berlin schon etwas ziel- und planlos treiben lassen, setzt sie dies nun in neuer Umgebung fort. Dabei lässt sie natürlich das ein oder andere Fettnäpfchen nicht aus.

In schöner, poetischer Sprache vermittelt Julia Trompeter Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen Deutschland und den Niederlanden. Beinahe mutet das Buch wie ein Kultur-Reiseführer an.
Außerdem geht es darum, eine Lebenskrise zu meistern, und um schädliche Beziehungen. Alles für sich sehr interessant, dennoch meiner Meinung nach zu wenig für einen Roman von 260 Seiten. Während ich die erste Hälfte des Buches sehr genossen habe, wurde mir das Ganze irgendwann nämlich dann doch zu langatmig. Denn tatsächlich passiert praktisch nichts. Klara hat sehr viele kluge, beinahe weise Gedanken, ihre Handlungen stehen dazu aber in starkem Kontrast. Diese sind nämlich oft kindisch und unreif. Und das Ende schlägt schließlich dem Fass den Boden aus. Man möchte sie aufrütteln: „Klara, Zeit erwachsen zu werden und Verantwortung für das eigene Leben zu übernehmen!“

Bedingt empfehlenswert für all jene, die sich für die niederländische Sprache und Kultur interessieren und über eine nervige, selbstbezogene Protagonistin milde hinwegsehen können.