Rezension

Nestbeschmutzer mit coolen Sprüchen.

Die Weiterbildungslüge - Richard Gris

Die Weiterbildungslüge
von Richard Gris

Bewertet mit 2.5 Sternen

Kann man sich über 235 Seiten mit coolen Sprüchen über Wasser halten, um dann am Ende eine kleine Lösungsidee auszuspucken? Nun, Richard Gris mit seinem Buch "Die Weiterbildungslüge" vollbringt dieses aufgeblähte Ballonwunder. Sprüche allein reichen aber nicht. Gris bringt aus seiner eigenen und erzählten Praxis als Seminarleiter und Coach zahlreiche Fallbeispiele, wie Weiterbildung eben nicht laufen soll und ein Schuss ins Leere sind, weil alle (bis auf ihn) den gleichen Fehler begehen: Chefs sind ignorant gegenüber den wirklichen Problemen und ordern Seminare, die an der Praxis vorbeigehen, Mitarbeiter gehen unmotiviert und in Angriffshaltung in die Lehrstunden, Kollegen fühlen sich übervorteilt, lästern und holen ihren gecoachten Mitarbeiter schnell wieder ins altbewährte Gruppenverhalten zurück.
Gris scheißt mit seinem Buch seinen Branchenkollegen ordentlich ins Nest, wenn er behauptet, dass zwar alle die Problematik kennen, aber lieber stillschweigend mitverdienen wollen.
Die Endlösung, die Gris auf den letzten Seiten raushaut, ist: lasst die künftigen Teilnehmer ihre Seminare im Schweiße ihres Angesichts verdienen, lasst sie ein Casting durchlaufen, damit sie anschließend mit stolzgeschwellter Brust und dem Gedanken "Ich bin es wert!" das Geld der Firma weiterhin in Weiterbildung sinnlos heraushauen können.

Aber, ich will ja nicht ganz so griesgrämig bashen, die Sprüche waren toll und mein liebster war:

"Ein großes Unternehmen auf einen anderen Kurs zu bringen ist genauso aufwändig, wie einen trägen Öltanker um 180 Grad zu wenden. Das Ziel ist übrigens auch erreicht, wenn er Kiel oben schwimmt."

Kommentare

wandagreen kommentierte am 12. Februar 2018 um 17:41

Dabei war ich auf dieses Buch auch ein bisschen neugierig. Danke, Ems, dass du es für mich gelesen hast. Gris wollte also ebenfalls mitverdienen ... na, in die Suppe spuckt deine Rezi ein wenig!