Rezension

Nett, aber nicht so emotional wie erwartet..

Die Tage, die ich dir verspreche - Lily Oliver

Die Tage, die ich dir verspreche
von Lily Oliver

Bewertet mit 2 Sternen

Inhalt:
„Wie fühlt es sich an, das Herz eines Fremden in sich zu tragen? “

Gwen ist 19, war herzkrank und hat jetzt ein Spenderorgan. Sie sollte glücklich sein, denn sie denkt, dass alle dies von ihr erwarten. Aber Gwen ist nicht glücklich, denn sie fühlt sich schuldig. Schuldig, weil jemand gestorben ist und sie deswegen leben kann. Dieser Gedanke geht ihr nicht mehr aus dem Kopf und sie möchte das Herz einfach nur noch loswerden. Sie beschließt deshalb es zu verschenken. Ihr Angebot postet sie in einem Forum, wo Noah es lies und dies für einen Scherz hält. Durch eine nicht ernst gemeinte Antwort von ihm, kommt es, wie es kommen muss: Gwen taucht vor seiner Tür auf um den Plan in die Tat umzusetzen und Noah muss nun versuchen sie zu überzeugen, dass das Leben lebenswert ist. 

Meinung:
Die Idee und das Thema sind wirklich sehr interessant. Wenn man davon nicht betroffen ist, macht man sich kaum Gedanken darüber, wie es für den Organempfänger sein muss ein neues Organ zu bekommen und zu wissen, dass es mal einem anderen Menschen gehört hat, der nun tot ist. Ich glaube, jeder würde denken, dass es dem Empfänger danach besser geht und er glücklich ist. Dieses Buch zeigt jedoch, dass dies wohl häufig nicht der Realität entspricht. 

Der Schreibstil der Autorin ist recht einfach gehalten und flüssig zu lesen. Die Erzählung wird (meistens) abwechselnd aus der Sicht von Gwen und Noah geschrieben. Wodurch man die Geschichte aus beiden Perspektiven erlebt. Dies sorgt allerdings auch manchmal, zumindest bei mir, für Frustration. Denn zwischen den beiden kommt es häufig zu Missverständnissen, weil sie lieber Vermutungen über die Beweggründe des anderen Anstellen (und dabei oft daneben liegen) als die Sachen direkt anzusprechen. Die Kapitel werden jedes Mal durch alte Forenposts der beiden eingeleitet, wodurch man einen kleinen Einblick in ihr früheres Leben erhält. Diese Idee finde ich sehr gut gelungen.

Die Charaktere sind sehr unterschiedlich und manchmal leichter zu verstehen und manchmal schwieriger. Dies betrifft vor allem Gwen. Durch ihre Depression sind ihre Handlungen und Gedanken oft sehr schwer nachzuvollziehen und als Leser muss man sich immer wieder bemühen und daran erinnern, dass sie dies tut/denkt, weil sie depressiv ist. Noah hingegen ist ein sehr liebenswürdiger Charakter, dessen Sicht auf das Leben jetzt nicht so dramatisch ist, wie der Klappentext vermuten lässt. Es gibt auch noch ein paar Nebencharaktere, die im Buch aber keine allzu große Rolle spielen. Zumindest bekommt der Leser über diese kaum Hintergrundinformationen.

Dadurch, dass es sehr anstrengend war sich in Gwen hineinzuversetzen hat mich das Buch jetzt emotional nicht so mitgenommen, wie ich von der Geschichte erwartet hätte. Natürlich hatte es dramatische Stellen oder auch eigentlich traurige, die mich persönlich nicht, wie zuvor erwartet, wirklich mitgenommen haben. Dies mag vermutlich daran liegen, dass mich ein paar Handlungen von Gwen gestört haben und auch die häufigen Missverständnisse irgendwann angefangen haben mich zu nerven. Das Buch war mir in mancher Hinsicht auch ein wenig zu vorhersehbar und hat mich vielleicht deshalb emotional nicht so abgeholt.

Fazit:
Ein durchaus nettes Buch, das einen dafür sensibilisiert, dass es Organempfängern nach einer Transplantation zwar körperlich besser gehen kann, dies aber nicht bedeutet, dass es ihnen auch seelisch gut geht. Und wer vor diesem Buch noch keinen Organspendeausweis hat, wird vielleicht durch Gwens und Noahs Geschichte dazu inspiriert sich einen zuzulegen. Das wäre natürlich großartig. :)