Rezension

Nett für Zwischendurch, aber kein Highlight!

Das Mädchen, das die Bücher retten wollte - Klaus Hagerup

Das Mädchen, das die Bücher retten wollte
von Klaus Hagerup

Die Geschichte stellt sich mutig entgegen jene Prognosen, die die Buchbranche derzeit beschäftigt: Kinder lesen immer weniger. Sie sind nicht mehr in der Lage, sich auf längere Texte zu konzentrieren, sodass ihre Aufmerksamkeitsspanne höchstens noch für Texthäppchen reicht. Mit dem Hintergrundwissen ist Das Mädchen, das die Bücher retten wollte für mich ein sehr intensives Buch gewesen, jedoch keins das ich unbedingt weiterverschenken würde (Achtung Spoiler).

Natürlich mochte ich die Protagonistin Anna sehr, denn in ihr finde ich mich wieder. Würde ich erfahren, dass Bücher vernichtet werden sollen, nur weil sie niemand mehr lesen möchte, täte mir das ebenso sehr im Herz weh wie Anna. Doch die Realität sticht aus jedem Wort der Geschichte hervor: Menschen lesen nicht mehr und die Helden vieler Bücher geraten in Vergessenheit. Doch die Motivation der Protagonistin, an diesem Zustand etwas zu ändern, fand ich in der Geschichte etwas dürftig. Schön hätte ich es gefunden, wenn Anna aktiv zur mutigen Retterin der Bücher geworden wäre, dabei hilft, die Bibliothekt wieder für junge Menschen ihres Alters attraktiv zu machen, indem sie beispielsweise Geschichten weiterempfiehlt und sich dafür stark macht, dass Kinder sich wieder an Bücher herantrauen. Doch es ist eher der Zufall, der Anna letztlich zur Retterin der Bücher werden lässt. Denn sie findet ein Buch, das kein richtiges Ende hat und schafft es darüber, Menschen wieder für Bücher zu begeistern, indem sie bei ihnen den Wunsch weckt, das Ende zu kennen. Dieser Zufall war für mich als Motivation für die Geschichte etwas zu wenig.

Die Idee und die Vorstellung, dass die Figuren aus Geschichten ausgelöscht werden, wenn ihre Bücher nicht gelesen werden, hat mir dagegen wieder äußerst gut gefallen. Ein bisschen hat mich das auch an das Konzept der Tintenherz-Trilogie von Cornelia Funke erinnert, bei der Menschen die magische Fähigkeit besitzen, Figuren aus Bücher herauszulesen und wieder zu vernichten, indem sie die Geschichte einfach umschreiben. Ein bisschen unbefriedigt war ich allerdings von dem Ende der Geschichte, das nicht wirklich aufgelöst wurde und vor allem für Kinder nur schwer nachvollziehbar ist. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann man sich als Leser im Grunde am Ende selbst überlegen, warum das Buch, das Anna zufällig in dem Stapel ungeliebter Bücher der Bibliothek findet, kein Ende hat. Vielleicht kann man das allerdings wieder als Parallele dafür sehen, dass in der Realität ein Ende des Buches noch nicht ausgeschlossen werden kann. Werden wir es in Zukunft schaffen, wieder mehr Menschen für das Lesen zu begeistern? Oder werden die Bücher unserer Bibliotheken das Schicksal erleiden, das Anna in dieser Geschichte noch verhindern kann? Viele Fragen bleiben offen, was für mich auch wieder ein Zeichen dafür ist, dass die Intention des Autors der Geschichte nicht darin bestand, junge Leser für sein Buch anzusprechen.

    Das Buch hatte nur noch eine einzige Seite. Anna holte tief Luft. Und blätterte um. Aber dort stand nichts. Die Seite war leer. Das Ende war verschwunden. (S. 28f.)

Die Illustrationen und der Zeichenstil von Lisa Asiato sind in jedem Fall etwas Besonderes! Ihre Bilder wirken zwar recht erwachsen und hochwertig, trotzdem sind sie verspielt und witzig und passen meiner Meinung nach sehr gut zur Geschichte.

Fazit & Bewertung

Das Mädchen, das die Bücher retten wollte von Klaus Hagerup ist eine Geschichte, die das Herz eines jeden Buchliebhabers trifft. Trotzdem war für mich die Motivation der Hauptfigur nicht ausreichend genug und auch das Ende war eher enttäuschen als erhellend. Da das Buch tiefgreifende Probleme der Buchbranche anspricht war es für mich sehr intensiv und interessant. Spannende Unterhaltung und Spaß für jüngere Leser werden dabei jedoch hintenan gestellt.
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