Rezension

Nette Geschichte für Zwischendurch

Das Rosie-Projekt, 6 Audio-CDs - Graeme Simsion

Das Rosie-Projekt, 6 Audio-CDs
von Graeme Simsion

Vorab: Es handelt sich bei dieser Buchbesprechung um die Rezension des Hörbuchs zum Roman.

Don Tillmann ist ein ziemlich verrückter Typ. Und die Hauptperson des Buches „Das Rosie- Projekt“. Man könnte ihn wohl am ehesten mit Sheldon Cooper, der Hauptfigur aus der US- Sitcom „The Big Bang Theory“ vergleichen. Für alle, die diese nicht kennen: Don ist ein Nerd. Ein weltfremder Wissenschaftler, der keinerlei typisch menschliche Fähigkeiten besitzt (z.B. Empathie, Taktgefühl, Schamgefühl, Spontanität).

Aber er will heiraten und das gerne möglichst schnell, denn mit vierzig tickt auch bei ihm langsam die biologische Uhr. Also startet er das Ehefrau- Projekt: Er will die perfekte Ehefrau finden. Da er total überzogene Ansprüche hat, ist die Suche nach einem geeigneten Exemplar aber mehr als schwierig. Also greift er zu einer bewährten wissenschaftlichen Methode: Einem 16-seitigen Fragebogen, der seine Suche effizienter gestalten soll. Er lässt diesen Fragebogen bei verschiedensten Gelegenheiten mehreren hundert Frauen zukommen und will sich dann nur mit denen treffen, die möglichst wenig Fehlerpunkte erzielt haben.

Unterstützt wird er dabei von seinem besten Freund, einem üblen Playboy und dessen Frau, einer betrogenen Psychologin, die es aber auch nicht schaffen, ihm diesen Unsinn auszureden.

Doch dann trifft Don auf Rosie. Rosie ist die unperfekteste Frau, die er sich vorstellen kann: Vegetarierin, Barfrau, notorische Zu- Spät- Kommerin und Raucherin. Und sie trinkt auch ganz gerne mal einen. Und Rosie will nur eines – ihren Vater finden. Und dabei kann nur Don ihr helfen. Zwischen den beiden entwickelt sich über dieses Vater- Projekt eine so besondere Freundschaft, dass das Ehefrau- Projekt manchmal fast in Vergessenheit zu geraten scheint. Und alles scheint so gut zu sein und man denkt, jetzt ist das Buch gleich vorbei und dann schaut man auf die Zeitanzeige und sieht, dass man erst die Hälfte gehört hat. Denn Graeme Simsion (übrigens ein Australier, die Geschichte spielt auch in Australien, genauer gesagt in Melbourne) schafft es, seine eigene Geschichte nochmal komplett umzukehren.

Ich hätte das ehrlich gesagt nicht gebraucht. Für mich hätte nach der Hälfte Schluss sein können. Alles, was danach kommt, habe ich als zu lang und zu konstruiert empfunden. Klar ist es irgendwie schön zu erfahren, wie Don doch noch ein wenig normaler und damit auch ein bisschen glücklicher wird, wie er neue Erfahrungen macht und langsam erkennt, was Liebe ist und dass das Leben nicht immer ganz planbar ist. Aber für meinen Geschmack hätte er das alles schneller verstehen können. Streckenweise hatte ich das Gefühl, dass er wirklich ein Trottel ist, was aber gar nicht dazu passt, dass er eben ein angesehener Wissenschaftler und richtig intelligenter Typ ist. Da scheinen die Wirren und Längen eher gezielt hineingeschrieben worden zu sein, um die Geschichte künstlich zu strecken, obwohl sie das nicht gebraucht hätte. Man hatte dann auch irgendwann verstanden, dass Don ein beinahe hoffnungsloser Fall ist, der seine Gefühle nicht geregelt bekommt.

Rosie dagegen ist einfach herzerfrischend, eine total sympathische, aber ebenso verkorkste Person, die man aber sofort ins Herz schließt. 

Ich habe das Hörbuch in einem Rutsch gehört, vielleicht habe ich es deshalb auch streckenweise als anstrengend empfunden. Die Sprache weist wenige Variationen auf, die Wendungen werden häufig wiederholt, was natürlich auch daran liegt, dass das Buch aus Dons Perspektive geschrieben ist und er ist nunmal kein kreativer Typ. Robert Stadlober ist aber ein wirklich guter Sprecher, der noch das letzte bisschen Leben aus Don herauspressen kann und das Ganze wirklich überzeugend liest. Seine Stimme ist super angenehm.

„Das Rosie- Projekt“ ist eine nette Liebesgeschichte mit Längen. Die Konstellation „Die Ungewöhnliche und der Nerd“ ist ebenfalls neu und deshalb erfrischend. Die erste Hälfte des Buches ist wirklich interessant und spritzig geschrieben, die zweite Hälfte zieht sich streckenweise wie Kaugummi. Ich habe nur nicht aufgehört zu hören, weil ich unbedingt das Ende erfahren wollte. So kann man sagen, dass „Das Rosie- Projekt“ ein Buch/ Hörbuch, das man in Etappen lesen/ hören sollte, es am Stück zu hören, war definitiv ein Fehler. Aber langweilige Zugfahrten müssen eben gefüllt werden und dafür war es geeignet. Es ist aber kein Hörbuch, das ich nochmal hören werde.