Rezension

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Nette Lektüre für zwischendurch

Visionen der Nacht - Die dunkle Gabe - Lisa J. Smith

Visionen der Nacht - Die dunkle Gabe
von Lisa J. Smith

Bewertet mit 3 Sternen

Zum Inhalt:

Kaitlyn, kurz Kait genannt, lebt in einer Kleinstadt in Ohio, gilt dort jedoch als Freak: Sie ahnt Dinge voraus und bannt diese aufs Papier. Kombiniert mit ihren ungewöhnlichen Augen hat sie sich den Ruf als Hexe erarbeitet und gehört trotz ihres Aussehens nie dazu, auch wenn sie sich dies mehr als fast alles andere wünscht.

Als Joyce Piper ihr eröffnet, dass sie und ihr Chef Mr. Zetes in allen Staaten nach besonderen Menschen wie ihr suchen und ihr anbietet, in ein Forschungszentrum in Kalifornien zu ziehen, wo sie lernen soll, ihre ungenauen Kräfte zu kontrollieren, unter Personen wie ihr zu leben und nach Abschluss der Tests ein College ihrer Wahl zu besuchen, willigt Kait sofort ein.

In der Villa, in der sie mit vier anderen Jugendlichen lebt, fühlt sie sich wohl und findet schnell Gefallen an zwei ihrer männlichen Mitbewohnern - dem sanften, freundlichen Rob und dem dunklen, bereits wegen Mord vorbestraften Gabriel. Vor allem ersterer scheint ihr nicht abgeneigt zu sein und in der neuen Schule erlangen sie und ihre Mitbewohner schnell Popularität. Alles könnte schön sein, wenn die Studentin Marisol nicht ständig versucht, sie vor etwas zu warnen und ein Verrückter, der ihr schon am Flughafen begegnet ist, ihr zu folgen scheint. Und langsam erkennt Kait, dass Mr. Zetes' Vorhaben nicht so klar und allgemeinnützig ist, wie es zu sein scheint ...

 

Meine Meinung:

Visionen der Nacht - Die dunkle Gabe habe ich in einer Bücherei gefunden und dank des sehr ansprechenden Covers und der interessanten Hintergrundbeschreibung bin ich schnell zu dem Schluss gekommen, dass es das Lesen wert ist. Allgemein ist das Buch sehr schön gestaltet und die Schrift ein wenig größer, als es sonst bei den meisten Romanen von 300 Seiten aufwärts der Fall ist.

Allerdings habe ich die Handlung für nicht besonders fesselnd und teilweise ein wenig eingleisig oder unlogisch gehalten. Der Hauptcharakter Kaitlyn scheint nur selten innerliche Konflikte zu durchgehen und erscheint mir durch den gesamten Verlauf der Handlung ein wenig farblos und ihr Drang nach Anerkennung, kombiniert mit ihrer kratzbürstigen Art, gefallen mir nicht wirklich. Auch die Tatsache, dass sie in puncto Jungs in ihrer Vergangenheit schlechte Erfahrungen gemacht hat und dann fast schon auf den ersten Blick starke Gefühle für einen der anderen Jugendlichen im Forschungsinstitut entstehen, halte ich für ein wenig unlogisch.

Auch den anderen Charakteren mangelt es an Farbe: Rob scheint nur aus seiner Sanftheit und Hilfsbereitschaft sowie seinen negativen Gefühlen Gabriel gegenüber zu bestehen, während Anna freundlich und ein ruhiger Pol ist und Lewis kommt am Rande mit seinem Witz ein wenig vor. Über die Hintergrundgeschichten dieser Charaktere erfährt man abgesehen davon, dass Rob seine Kräfte nach einem Unfall erhalten hat, gar nichts. Dazu stellt Gabriel einen krassen Gegensatz dar, bei dem man auf einmal erfährt, warum Rob ihn hasst, welche Fähigkeiten er besitzt, was er in den letzten Jahren so getrieben hat und weshalb er im Gefängnis war. Er ist abweisend, kalt und eigennützig, nutzt aber seine Kräfte, um die anderen aus einer brenzligen Situation zu holen, obwohl er keine Ahnung hat, welche Folgen dies haben würde.

Auf dem Cover wurde hinten auch eine Dreiecks-Liebesgeschichte angekündigt [Kait, die sich sowohl zu Rob als auch Gabriel hingezogen fühlt] allerdings wirken die romantischen Elemente für mich ein wenig gezwungen. Relativ schnell lässt Kait alle Aversionen gegen Jungen fallen und verliebt sich innerhalb von ein, zwei Tagen in ihn und ein paar Seiten lesen wir fast nur davon, wie sie versucht, ihn von sich zu überzeugen und dann setzt die eigentliche Kernhandlung des Buches ein und die Gefühle werden nur ab und an erwähnt. Von Kaits Gefühlen Gabriel gegenüber liest man noch nicht viel - er findet sie aus irgendeinem Grund interessant und erzählt ihr seine Geschichte, welche sie wiederum interessant findet und beginnt, ihn zu mögen. Dass sie jedoch auch nur einmal erwähnt hat, dass sie ihn annähernd so gerne mag wie Rob, konnte ich nicht merken.

Der Großteil der Geschichte ist aus Kaitlyns Sicht geschrieben, jedoch gibt es noch kleinere Passagen aus Gabriels Sicht. Ich hätte es schöner gefunden, wenn auch die anderen Charaktere etwas deutlicher beleuchtet worden wären.

Trotz der inhaltlichen Defizite besitzt Lisa J. Smith einen angenehm zu lesenden, flüssigen Schreibstil, der mich an einigen Stellen über die eher schwachen Charaktere hinweggetröstet hat. Auch das Ende, welches relativ viele Möglichkeiten offen lässt, verdient ganz deutlich Pluspunkte. Der Stil ist flüssig gehalten und die Gedankengänge größtenteils nachvollziehbar und gewisse Nebencharaktere wie beispielsweise Marisol oder der Mann am Flughafen haben ihre Handlungsmotive noch für sich behalten, weshalb die Fortsetzungen durchaus interessant sein können.

 

Mein Fazit:

Ein nettes Buch mit flüssigem Schreibstil, welches ideal zum Zwischendurch-Lesen geeignet ist. Die Tiefe einiger Charaktere fehlt mir zwar, aber trotzdem erscheint mir der allgemeine Handlungsstrang natürlich.