Rezension

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Nette Liebesgeschichte mit ein paar Ungereimtheiten

Pearl - Liebe macht sterblich - Julie Heiland

Pearl - Liebe macht sterblich
von Julie Heiland

Bewertet mit 4 Sternen

--- Kurzinhalt ---

Pearl ist zweihundert Jahre alt. Vor etwa hundertachtzig Jahren ist sie gestorben, doch dann schlug ihr Herz plötzlich wieder und sie wurde zu einer Suchenden. Nur die wahre Liebe, besiegelt mit einem Kuss, kann die Suchenden vom einsamen Schicksal der Unsterblichkeit befreien. Doch seit jener Zeit findet Pearl ihre wahre Liebe nicht. Sie ist verzweifelt, verliert zunehmend die Hoffnung. Doch falls Pearl jemanden küssen sollte, der nicht ihre wahre Liebe ist, wird demjenigen auf ewig die Erfahrung der Liebe verwehrt. Aus diesem Grund gibt es Jäger. Sie jagen die Suchenden und wollen sie aufhalten, die Liebe aus unschuldigen Menschen herauszusaugen. Eines Tages rettet Pearl jemanden das Leben, unwissend, dass es sich bei diesem verführerischen Mann mit der lieblich-gefährlichen Herzensaura um einen Jäger handelt... 
 

--- Lesefluss ---

Das Buch liest sich sehr flüssig. Es gibt viele mündliche Reden und die Sprache ist sehr einfach, sodass die Seiten nur so verflogen. Die Kapitel sind kurz, was ich persönlich mag. 
Manchmal hat die Autorin wunderschöne Metaphern und Vergleiche kreiert: »Überraschend nehme ich in der Nähe eine Herzensaura wahr. Frisch und leicht wie warme Sonnenstrahlen, die auf taufeuchtes Gras scheinen. Frech wie der Wind, der über das Meer fegt und das Wasser zum Hüpfen bringt. Und gleichzeitig so eiskalt wie ein zugefrorener See im schneebedeckten, finsteren Wald.« 
 

--- Protagonisten ---

Pearl: Sie ist eine Suchende, die trotz zweihundert Jahre ohne Liebe nicht aufgibt. Sie fühlt sich verzweifelt, einsam und man spürt förmlich, wie ihr Herz blutet. Sie kann sich an nichts mehr so richtig erfreuen, schließlich ist sie es Leid alles bereits unzählige Mal erlebt zu haben. 

Noah: Er ist Jäger. Düster, sexy, geheimnisvoll. Er trägt eine Last auf seinen Schultern und gleichzeitig geht von ihm eine hell-leuchtende Wärme aus. Im Grunde ist er jedoch ein herzensguter Mensch. Leider lässt er sich ständig von Hubertus sagen, was er zu tun hat. Das ist schade, lange Zeit hat er anscheinend kein Empfinden dafür, was richtig und was falsch ist. 

Hubertus: Ebenfalls Jäger, doch verbittert bis aufs Äußerste. Seine wahre Liebe ist gestorben, weshalb er kein Glück mehr empfinden kann. Er hat nur noch das Ziel, Suchende den Garaus zu machen. Etwas irrwitzig, denn sein Grund, warum er Suchende töten will ist, weil sie böse sein könnten – merkt er nicht, wie böse er selbst durch seine Verbitterung inzwischen geworden ist? 
 

--- Was mir sehr gefallen hat ---

Ich konnte mich sehr gut in Pearl hineinversetzen, ihre Gefühle der Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit. Oftmals sind wir Menschen ja schon verzweifelt, wenn wir über wenige Jahre unsere wahre Liebe nicht finden. Unvorstellbar, wenn diese Sehnsucht knapp zweihundert nicht erfüllt wird. 

Das Buch war für mich definitiv ein Pageturner. Der Sprachstil hat mir sehr gut gefallen, sowie die Spannung, die im Buch ab der ersten Seite aufgebaut wurde. Ich musste oft vergnügt schmunzeln. 

Gleichzeitig mochte ich den Wissensvorsprung, den man als Leser hatte: dass Noah ein Jäger ist weiß man als Leser, doch Pearl nicht. 

 

--- Was mir weniger gefallen hat ---

Die Ich-Perspektive wird hin und wieder gewechselt, von Pearl auf Hubertus – einem Jäger. Da das vorher quasi nicht angekündigt ist, war ich dann zu Anfang immer etwas verwirrt, bis ich bemerkte, dass es sich wieder um Hubertus Gedanken handelte und nicht Pearls. Aber mit der Zeit habe ich keine Probleme mehr gehabt. 

Ganz selten konnte ich Pearl’s Verhaltensweisen nicht nachvollziehen. Noch einen Tag zuvor hat sie unermüdlich für die Hoffnung auf Liebe gekämpft, und dann, als sie Noah kennenlernt, sich eigentlich wahnsinnig zu ihm hingezogen fühlt, schüttelt sie ihn ständig ab. Die Autorin wollte so sicherlich Spannung erzeugen, aber es hat nicht so wirklich Sinn ergeben. 

Es gibt für mich persönlich ein paar Ungereimtheiten. Zum Beispiel findet irgendwann eine Party ausschließlich für Suchende statt. Wie erfahren diese Suchenden denn von dieser Party? Schließlich haben die Suchenden es ja untereinander ebenfalls teilweise schwer sich zu erkennen. Zudem kann man dies ja nicht beflyern oder im Internet bekannt geben – das wäre ja fatal, da man ja schließlich so die Aufmerksamkeit der Jäger auf sich ziehen würde. 
Ebenfalls konnte ich nicht wirklich nachvollziehen, warum ein Suchender, der die wahre Liebe erfahren hat und somit vom Bann der Unsterblichkeit befreit wurde, zu einem Jäger wird. Vielleicht noch bei Hubertus, da er verbittert bis zum geht nicht mehr ist, da er seine wahre Liebe verloren hat. Aber Noah? Er hat ein gutes Leben – müsste er nicht eigentlich dafür einstehen, Suchenden eine Chance auf Hoffnung zu geben, da er die ja selbst erfahren hat? Zwar hat er Zweifel, ob Hubertus immer richtig liegt, aber diese bilden sich in der Geschichte sehr schwach ab. 
Zum Schluss tritt auch noch Gott kurz auf und erzählt etwas davon, dass jeder ein Recht darauf hat, irgendwann die wahre Liebe zu erfahren. Aber wer hat sich dann ausgedacht, dass die Liebe denjenigen entzogen wird, die von Suchenden nach einem (falschen) Liebesgeständnis geküsst werden? Auch irgendwie widersprüchlich. 

 

--- Mein Fazit ---

»Pearl« kommt natürlich mit vielen Klischees, doch diese haben mich nicht allzu sehr im Lesevergnügen beeinflusst. Es hat dennoch geprickelt und ich habe mit Pearl mitgelitten und gefiebert. Für mich gab es allerding ein paar kleine Ungereimtheiten, wie oben erwähnt (z.B. warum wird ein erlöster Suchender zu einem Jäger?) Und so vergebe ich 4 von 5 Sternen.