Rezension

Nette Story

Miss Gladys und ihr Astronaut
von David M. Barnett

Ein fehlgeleiteter Anruf stellt Kontakt her zwischen Gladys, dement und derzeit zuständig für ihre zwei Enkel, und Thomas, der sich auf einer Mission ohne Rückkehr in Richtung Mars befindet. Während besonders er zunächst wenig Interesse daran hat, diese Bekanntschaft fortzuführen, wird er Gladys‘ Familie dann aber doch nicht so richtig wieder los und sieht sich schließlich in die familiären Dramen hineingezogen.

Mit Mobbing, Demenz, Fehlgeburt, Armut und Stigmatisierung spricht „Miss Gladys und ihr Astronaut“ eine ganze Menge harter Themen an und immer wieder war ich mir nicht so ganz sicher, ob es dem Buch gelingt, das in angemessener Weise zu tun. Ich finde einfach, dass diese wirklich wichtigen Aspekte nicht klamaukig in Szene gesetzt werden sollten, aber das ist sicherlich Geschmacksache – und ganz klar, das Buch ist nicht überwiegend albern, es ließ mich nur an einigen Stellen überlegen, ob ich die geschilderten Situationen gerade passend finde.

Vieles an diesem Buch hat mir sehr gut gefallen, die Idee an sich beispielsweise und die Hintergrundgeschichte des Astronauten. In dem Zusammenhang muss ich übrigens erwähnen: Die Frage aufzuwerfen, ob Luke wohl „die Death Star“ am Ende gesprengt hat oder nicht, lässt mich doch arg an den popkulturellen Hintergründen des Übersetzers oder der Übersetzerin zweifeln. Ganz im Ernst, Star Wars sollte man da gut genug kennen, und wenn man das nicht tut, dann wäre dieser Job ein geeigneter Zeitpunkt gewesen, sich wenigstens einmal den Wikipedia-Artikel durchzulesen.

Ein weiterer, kleinerer Kritikpunkt ist für mich, dass vieles etwas zu haargenau zusammen passt, beispielsweise, dass der Jüngste der Familie bei einem Wettbewerb exakt die Summe an Geld gewinnen kann, die die Familie benötigt. Bei diesem Aspekt habe ich jedoch beschlossen, ihn als Ironie zu verstehen.

Insgesamt ist „Miss Gladys und ihr Astronaut“ in meinen Augen kein Buch, das man gelesen haben muss, man kann aber. Es schneidet relevante Themen an, die im Alltag der Protagonisten halt einfach so vorkommen, und auch wenn es mir zwischendurch etwas an Ernsthaftigkeit gerade bei diesen Themen mangelte, finde ich ihr Vorkommen in alltäglicher Literatur gut und sinnvoll. Und am Ende gelang es dem Roman sogar, mir mit seiner Auflösung das ein oder andere Tränchen aufs Auge zu drücken.