Rezension

Netter Auftakt für eine neue Reihe

The Promise - Der goldene Hof - Richelle Mead

The Promise - Der goldene Hof
von Richelle Mead

Bewertet mit 3.5 Sternen

Bevor man das Buch „The Promise – Der Goldene Hof“ von Richelle Mead liest, sollte man sich über eins im Klaren sein: Es handelt sich um den ersten Teil einer Trilogie, deren Bücher jeweils aus der Ich-Perspektive einer der drei Freundinnen Elizabeth/ Adelaide, Mira und Tamsin (der zweite Band, aus Miras Sicht, ist bereits im Englischen erschienen, der dritte ist, soweit ich weiß, noch in Arbeit, sollte aber nach dem, was ich gelesen habe, aus Tamsins Sicht sein) geschrieben sind.

Ich stelle das voran, weil ich denke, dass das ein Kritikpunkt ist, den viele LeserInnen nach dem Buch haben könnten. Das vorliegende erste Buch aus der Trilogie ist in der Ich-Perspektive von Elizabeth geschrieben, in einer Art Rückblick auf vergangene Ereignisse. Entsprechend hat sich die Autorin darauf beschränkt, die für diese eine Person wichtigen Personen und Handlungen ausführlicher darzustellen. Andere Ereignisse und Personen und selbst die zwei Freundinnen, denen je ein weiterer Band gewidmet ist, erscheinen etwas blass.

Kurz zum Inhalt:

Elizabeth Witmore, Gräfin von Rothford ist Vollwaise und lebt bei ihrer Großmutter. Trotz des beeindruckenden Titels hat sie leider kaum noch Vermögen, weshalb die Freier (Bewerber um Ihre Hand) nicht gerade Schlange stehen, um sie zu Heiraten. Ihre Großmutter findet dann doch einen, der gewillt ist, eine verarmte Adelige zu heiraten – der ist Elizabeth jedoch absolut zuwider.

Als sich dann eine Gelegenheit ergibt, ihr Leben selbst in die Hand zu nehmen, tut sie das kurzerhand und nimmt die Identität ihrer Zofe an, die zum Goldenen Hof gebeten wurde, um ausgebildet zu werden, als nahezu Adelige durch zu gehen.

Natürlich bleibt ihr Verschwinden nicht unentdeckt und nicht ohne Folgen und sie verliebt sich auch noch in den gutaussehenden und charmanten Rekrutierer Cedric, doch ein Happy End rückt aufgrund der Umstände in weite Ferne.

Das Buch, die Szenerie, die Charaktere:

Elizabeth, die sich später Adelaide nennt, ist ein ziemlich starker Charakter. Anfangs kommt sie doch sehr verwöhnt und adelig daher, findet sich aber recht schnell in ihre neue Rolle als Zofe ein und macht im Laufe des Buches eine starke Entwicklung durch. Sie findet in Mira und Tamsin sehr gute Freundinnen, die ihr auch helfen, sich in der neuen „normalen“ Welt zurecht zu finden.

Die Szenerie ist angelehnt an der Auswandererzeit von Europa nach Amerika. So werden die Mädchen, wenn sie fertig ausgebildet sind, an den „neuen Adel“ in der „neuen Welt“ verkauft, denn auch die Neureichen in der neuen Welt wünschen sich natürlich eine Dame zur Gemalin, die den Haushalt schmeißen und Partys arrangieren kann. Dafür rekrutieren Cedric, sein Vater und sein Onkel Mädchen aus der Unterschicht und bilden sie aus. Am Ende der Ausbildung werden sie verschiedenen Bewerbern vorgstellt und dürfen sich dann im besten Fall einen unter mehreren aussuchen, der ihrer Meinung nach am besten zu ihnen passt.

Das ist ein Geschäftsmodell, ganz klar, und es erinnert ein wenig an Menschenhandel. Die jungen Mädchen werden aber schon in der „alten Welt“ darüber aufgeklärt, was sie erwartet und Liebeshochzeiten waren zu dieser Zeit einfach nicht an der Tagesordnung. Sie erwartete also hier und da eine arrangierte Ehe, in der neuen Welt aber zu deutlich besseren Bedingungen.

An Amerika erinnert außerdem, dass es dort Ureinwohner gibt, die von den Neusiedlern vertrieben werden – was natürlich zu Spannungen führt. Außerdem wird auch dort nach Gold gesucht. Die Parallelen sind also ziemlich offensichtlich. Das ist kein Kritikpunkt, nur für die, die ein Fantasy-Szenario erwarten, das gibt es nicht.

Meine Meinung:

Wie schon eingangs geschrieben, finde ich es völlig okay, dass die Autorin sich auf diesen einen Handlungsstrang beschränkt hat und die „Nebenfiguren“ einigermaßen im Dunkeln bleiben. Das macht Lust auf den nächsten Band und nimmt dafür nicht die Spannung. Anderen mag das Ende eher unbefriedigt zurück lassen.

Der Schreibstil ist locker und flüssig und das Buch lässt sich wirklich gut lesen. Cedric und Elisabeth passen sehr gut zusammen, auch wenn sie sich das natürlich nicht sofort eingestehen. So geht ihre Liebesgeschichte sehr langsam voran, was ich als sehr angenehm empfand.

Etwas gestört hat mich, dass Elizabeths lockere, sarkastische Art etwas dem neuen Charakter Adelaide geopfert wurde. Der Schlagabtausch zwischen ihr und Cedric, der mich im ersten Teil sofort gefangen genommen hat, findet später leider nur noch selten statt.

Außerdem hat das Buch in der Mitte ein paar Längen, nimmt im letzten Teil dann aber noch einmal so Fahrt auf, dass man das Gefühl hat, die Autorin wollte unbedingt mit dem Buch fertig werden. Da kamen die Probleme und Lösungen dann doch auf einmal Schag auf Schlag und Hilfe von unerwarteter Seite. Das hätte ich mir anders gewünscht.

Fazit:

Alles in allem, ein fantasievolles Buch mit starken Charakteren, gut ausgearbeiteten und somit beinahe vorhersehbaren Wendungen, aber auch einigen Längen, das Lust auf die Nachfolgebände macht.