Rezension

Netter Roman

Guten Morgen, Genosse Elefant - Christopher Wilson

Guten Morgen, Genosse Elefant
von Christopher Wilson

Bewertet mit 3 Sternen

Das Buch „Guten Morgen Genosse Elefant“ handelt von dem zwölfjährigen Juri, der mit seinem Vater in einer Personalwohnung des russischen Hauptstadtzoos lebt. Die Geschichte spielt in den 1950er Jahren. Juri hatte als Kind mehrere Unfälle, die ihn zu einem „Schwachkopf“ gemacht haben. Diese und andere ähnlich Beschreibungen benutzt er selbst um sich und der Außenwelt seinen Charakter sowie seine körperlichen und geistigen Schwächen zu beschreiben. Juris Vater ist anerkannter Neurochirurg mit dem Spezialgebiet Elefanten. Er versucht, mit seiner liebevollen Art, seinen Sohn zu erziehen, ihm zu helfen, ihn auf das Leben vorzubereiten und die Mutterrolle zu ersetzen.

Eines Tages werden Juri und Vater verschleppt und in ein großes Gebäude gebracht. Dort hat der Vater die Aufgabe, sich einen besonderen Patienten anzusehen. Es handelt sich hierbei allerdings nicht um einen Elefanten sondern um das Staatsoberhaupt persönlich. Juri, der gar nicht so blöd ist, wie er manchmal selbst denkt, begreift schnell, was um sich geschieht. Er wird als Vorkoster des „Mann aus Stahls“ engagiert und begleitet ihn Tag für Tag. Dabei merkt Juri schnell, dass es dem Oberhaupt immer schlechter geht und vor allem auch, welche Machenschaften hinter der großen Kulisse der Politik ausgefochten werden.

Am Anfang der Geschichte hat mich Juri direkt bezaubert. Seine Eigenarten sind sympathisch und mit seiner ehrlichen unbedarften Art muss man ihn direkt mögen. Leider entwickelt sich die Geschichte nicht so, wie ich es mir gedacht und gewünscht habe. Ich dachte, ein kleiner besonderer Junge erlebt ein Abendteuer im Zoo (oder meinetwegen auch an einem anderen Ort). Ein Abendteuer erlebt Juri zwar schon, allerdings war die Geschichte für meinen Geschmack zu politisch angehaucht. Etwas Bildung schadet natürlich auch nicht, aber ich interessiere mich eher für die Geschichte rund um Juris Krankheit und seinen Lebensstil als für die sowjetische Politik und eine Satire dieser. Ich hatte einfach andere Erwartungen.

Der Schreibstil enttäuscht aber keineswegs. Das Buch ist intelligent geschrieben und an vielen Stellen humorvoll. Es ist zu empfehlen, wenn man politisch interessiert ist (wobei ich jetzt leider nicht ausmachen konnte, wie viel Fiktion in der Geschichte steckt, aber einige wahre Elemente werden sicherlich vorhanden sein) und die Geschichte durch eine andere Perspektive erleben will. Diejenigen, dich sich eher für die Krankheitsgeschichte von Juri oder sein Leben im Großstadtzoo interessieren, werden leider nicht ganz auf ihre Kosten kommen.