Rezension

Netter Roman über ein ungewöhnliches junges Paar – mir fehlte jedoch das gewisse Etwas

Glück am Morgen - Betty Smith

Glück am Morgen
von Betty Smith

Bewertet mit 4 Sternen

Annie kommt aus Brooklyn und ist gerade volljährig geworden, als sie ihr Zuhause verlässt, um ihren Freund Carl (Jurastudent im mittleren Westen) zu heiraten.
Im ersten Jahr ihrer Ehe versuchen die beiden sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser zu halten, aber oft genug fehlt das Geld für den täglichen Bedarf und sie müssen mit jedem Dollar, jedem Cent sehr haushalten. Nichtsdestotrotz stehen sie zueinander und zu ihrer Beziehung, und Annie schafft es sogar, dass sie in der Universität zu Literaturkursen aufgenommen wird, an denen sie sich sehr erfolgreich beteiligt. 

Meine Meinung:
Der kurze Roman umfasst die erste Zeit von Annies und Carls Ehe. Ihr tägliches Leben ist aufgrund von Geldmangel nicht leicht, wie in der Beschreibung durchgängig herauskommt.
Von daher muss man als Leser wirklich Hochachtung vor den beiden haben, wie sie mit harter Arbeit ihren Alltag organisieren und dabei über die Runden kommen.

Die beiden Protagonisten werden (auch in ihren Motiven) glaubwürdig und stimmig dargestellt und man lernt als Leser ihre kleinen Eigenheiten schätzen. Bei Annie war mir z.B. sehr sympathisch, wie sie es schafft, ihre Mitmenschen für sich zu gewinnen, weil sie für jeden ein nettes Wort hat und ihnen aufrichtig zuhört. Vor allem aber ihre Lust am Lesen und Schreiben ist einfach bezaubernd. Ich fand es ganz großartig, mit welcher Hartnäckigkeit sie sich ihrer Leidenschaft widmet, so dass sie schließlich sogar an Literaturkursen an der Universität teilnehmen kann. Umso beachtlicher fand ich dies, weil sie keine klassische Schulbildung genossen und sich vieles selbst oder mit Carls Hilfe beigebracht hat.

Aufgefallen ist mir die ungewöhnlich direkte Schreibweise des Romans, durch die er sehr leicht und schnell zu lesen ist. Auch ist er daher recht eindringlich geschrieben.

Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass ich etwas andere Erwartungen an den Roman hatte. Zum einen war ich davon ausgegangen, dass der Roman einen etwas längeren Zeitraum umfassen würde, zum anderen hatte ich mir noch etwas „Besonderes“ erhofft, das mir ggf. länger in Erinnerung bleiben würde. Das Buch hat mich zwar einigermaßen gut unterhalten, aber es hat mich nicht so berührt oder bewegt, wie ich es erwartet hatte.  Es plätschert manchmal doch sehr stark dahin, weil es eben nur vom Alltag der beiden jung Verheirateten berichtet.
Auch eine Verbindung des Inhalts zum – schönen – Titel „Glück am Morgen“ fehlte mir.

Fazit:
„Glück am Morgen“ ist ein gut zu lesendes Werk, das jedoch meine (hohen) Erwartungen nicht ganz erfüllen konnte. Ich hätte mir noch etwas mehr gewünscht, was mich auch über die Lesezeit hinaus bewegt und beschäftigt.