Rezension

Netter Zeitvertreib. Durchaus.

Der Sprung
von Simone Lappert

Bewertet mit 3 Sternen

"Der Sprung" ist als reine Unterhaltungsliteratur gesehen, sogar überragend. Aber in einem bedeutenden Bücherforum unter Anspruchsvoller Literatur gelistet - hat es mir missfallen. Man muss halt aufpassen, mit wem man konkurriert.

Auf dem Marktplatz einer kleinen Stadt, in der Nähe von Freiburg, hat sich eine Menschenmenge angesammelt und das Handy gezückt, ganz zeitgenössisch voyeuristisch. Denn es steht ein Mensch auf dem Dach und will offensichtlich herunterspringen.

DIE KRITIK
Die Idee ist nicht neu, dass durch ein zentrales Ereignis, sich die Lebenswege von diversen Menschen kreuzen und beeinflussen. Dennoch macht es die Autorin recht geschickt, die Leser zu fesseln. Die Biografien ihrer zahlreichen Protagonisten, von denen sie immer nur ein Stückchen frei gibt, sind teilweise originell, teilweise zwar auch schablonenhaft, die geschilderten Menschen nehmen jedoch  klare und unverwechselbare Konturen an.

Der Roman liest sich leicht, da er, zum Glück phrasenlos, in normaler Alltagssprache verfasst ist. Das ist kein Nachteil per se. Dieser Roman ist unterhaltsam, ohne Frage und die sich kreuzenden Lebensfäden der Agierenden sind subtil und fein eingewebt in das Gesamtgefüge und machen richtig Spaß! Langweilig ist dieser Roman nicht.

Doch geht einem irgend etwas von dem Geschilderten unter die Haut? Leider nicht. Weder die kleinen noch die größeren Katastrophen im Leben der Protagonisten machen betroffen. Die Autorin hat zwar ihre Figuren bildhaft erschaffen, aber durch ihre Vielzahl fehlt ihr die Zeit, sie auch eindrücklich zu machen. Dazu kommt, dass das Motiv für die Springerin mehr als fragwürdig ist.

Fazit: So fragt man sich nach der Lektüre, was man von ihr hatte. Man hatte einen netten, gut geschriebenen, sogar sehr gut geschriebenen Zeitvertreib. Mehr aber nicht.

Kategorie: Leichte Muse
Verlag: Diogenes, 2019