Rezension

Nettes Buch für zwischendurch

Nachtschwärmer - Moira Frank

Nachtschwärmer
von Moira Frank

Bewertet mit 3 Sternen

Worum es geht: 

Helena hat einen Halbbruder, von dem sie aber niemanden was sagt. Dann stirbt Lukas bei einem Unfall und Helena kann sich niemanden anvertrauen. Den geplanten Campingtrip zu ihm will sie dennoch machen. So kann sie zumindest sein Grab besuchen. Vor Ort lernt sie ausserdem seine Freunde kennen, und so ja vielleicht auch ihn besser. 

Meine Meinung: 

Nachtschwärmer ist ein Buch, welches mir auf den Social Media Kanälen überall entgegen kam. Als eine Rezension mich auf das Buch neugierig machte, lies ich das Schicksal entscheiden: Ich fragte mir ein Leseexemplar an. Da mein Blog eher wenige Jugendbücher bespricht, kriegte ich bisher noch nie eine Genehmigung von CBJ. Nachtschwärmer sollte das erste Buch des Verlages werden, was mir genehmigt wurde! Ein herzliches Dankeschön dafür! 
Abgesehen von der Premisse und paar lobende Worte wusste ich noch gar nichts von der Kontroverse die das Buch mit sich zieht. Erst jetzt bei meinen Recherchen zum Buch stolperte ich über all die negativen Rezensionen. Ein Buch das polarisiert, so sehr es die einen lieben, hassen es die anderen. 
Der Hauptgrund sind diese Zitate: 

Zitat Seite 24: Katta heulte sogar. Sie war so ein Mädchen.
Zitat Seite 28: […] Giese, der Alki, erklärte, dass uns die Schule mit frischer Begeisterung […] zurückerwartete.
Zitat Seite 33: „Kur?“ […] „Machen das nicht bloß überforderte Mütter?“ 
Zitat Seite 92: „Wir sind in Brandenburg Baby. Egal, ob dein Hund oder dein Pferd braun ist, du nennst ihn besser wie den guten alten Führer. Und wenn du ein richtiger deutsche[r] Vorzeigebürger bist, dann bringst du ihm den Hitlergruß bei.“ 
Grosser Aufschrei: was fällt der Autorin ein? Warum die Jugendlichen sowas lesen lassen? Total übertrieben, das! 
Hmmm ganz ehrlich? Vielleicht liegt es an meinem Alter, vielleicht daran dass ich ein Landei bin und verstehe wie Mike und Viktor leben. Da kann ich mich mehr reinfühlen als in Helenas Leben in Berlin. Auf jeden Fall sind mir die Aussagen zwar als heftig aufgefallen, aber fühlte mich auch an die halbstarken Jungs aus meinem Dorf errinnert, die krampfhaft versuchten einen auf ultrahart zu tun. Die sowas oder ähnliches willkürlich rausposaunten um sich wichtig zu machen. DER traut sich aber was, und alle lachen verlegen. Kenn ich leider Gottes, ist so gewesen. Dementsprechend heimisch fühlte ich mich bei der Lektüre. Und auch, mit dieser "Generation Offended" gerade, fand ich es erfrischend endlich mal nicht mit Samthandschuhen angefasst zu werden. Endlich mal wieder nicht über die politische Korrektheit belehrt zu werden, wie so ziemlich alle Jugendbücher es zurzeit handhaben. 
Ich weiss, ich mache mir mit dieser Aussage keine Freunde. Ich weiss, dass vieles in dem Buch problematisch ist. Allerdings stehe ich dazu, dass mich persönlich das alles sehr wenig bis gar nicht gestört hat. Vielmehr mein Unverständnis gegenüber Helenas Verhalten störte mich bei der Lektüre. Selten hat ein "Mensch" ( oder eher Figur) so wenig Sinn gemacht für mich. 
Neben der Trauer um den unbekannten Halbbruder und dem sich selbst kennenlernen, kommt dann noch dazu, dass Helena "vielleicht" ihre leibliche Mutter kennenlernen möchte. 
Diesen Handlungsstrang fand ich fast am Interessantesten. Gerne hätte ich mehr zu der Mutter und den Umständen wieso sie ihr Kind aufgab gewusst. Da Helena ist wie sie ist, landet sie alleine in dem Kuhdorf und findet Lukas' Freunde mit denen sie dann Zeit verbringt. Deren Dynamik hat mich auch öfters zum Lächeln gekriegt. 
Ich kann tatsächlich schlecht sagen "das Buch ist gut" oder "das Buch ist schlecht". Ich fands eine seichte Lektüre für Zwischendurch, hat für mich den Sommerton getroffen. 
Ich hoffe ihr könnt anhand dessen entscheiden, ob das Buch was für euch ist.