Rezension

Neu ist nicht immer besser

Outlander - Feuer und Stein
von Diana Gabaldon

Bewertet mit 3 Sternen

Ich habe dieses Buch irgendwann in den 90ern gelesen, verschlungen und geliebt. Auf die Neuübersetzung war ich sehr neugierig. Außerdem war ich gespannt, wie mir die Geschichte mit einigen Jahren Abstand gefällt. Man wird älter und kritischer.

Die ersten 70 Seiten waren zäh, aber das ging mir das erste Mal auch so, das weiß ich noch. 
Mit dem Moment, wo Claire durch die Zeit fällt und im Schottland des 18. Jahrhunderts landet, wird es deutlich fesselnder. Man sieht die Welt mit Claires Augen und lebt sich langsam ein. Sie muss sich mit dem Leben in einem schottischen Clan arrangieren, dadurch erfährt der Leser sehr viele Details aus dem Alltagsleben und das macht Spaß.
Dann ist da Jamie, der geheimnisvolle Recke, Outlaw, Pferdeknecht und mit ihm erlebt man eine prickelnde Liebesgeschichte, die keine Wünsche offen lässt. (Vielleicht häufen sich im Mittelteil die Bettszenen ein wenig, aber das Buch ist halt dick und sehr ausführlich.)
Daneben politische Verwicklungen mit den Engländern, Intrigen, Verfolgung, Kämpfe, Liebe und Leid, viel Blut und Folter und einige sehr spannende Nebenfiguren.

Das ist eine grandiose, fesselnde Geschichte, die man atemlos weglesen kann. Nur wurde ich diesmal nicht so richtig warm damit. Ich fand den Erzählstil merkwürdig holprig und habe mich gewundert. Das ist mir damals gar nicht aufgefallen. Dann habe ich das alte Buch mit der neuen Version verglichen und war sehr erstaunt. Die Handlung ist die gleiche, trotzdem liegen Welten dazwischen.

Hier ein Beispiel:
Neue Übersetzung:
"Ich stellte den Mörser hin und schritt in meiner engen Kammer auf und ab, während ich mir, von Schuldgefühlen und Bedauern überwältigt, die Hände an der Schürze rieb. Ich hätte schneller entwischen sollen. Ich hätte angestrengter versuchen sollen zurückzukehren. Aber das hatte ich doch, rief ich mir ins Gedächtnis. ich hatte es wiederholt versucht. Und siehe da, was geschehen war."

Alte Übersetzung:
"Unruhig ging ich den dem schmalen Raum auf und ab, verspürte Trauer, Schuld und Reue. Ich hätte schon längst auf und davon sein sollen. Ich hätte alles daransetzen müssen, zurückzukehren. Aber das hatte ich ja getan. Ich hatte es wiederholt versucht, und was war dabei herausgekommen?"

Nachdem ich mehrere Passagen verglichen hatte, hat mir die neue Version gar nicht mehr gefallen. Angeblich ist das alte Buch gekürzt, ich habe aber jede Stelle gefunden, die ich gesucht habe.

Feuer und Stein ist ein wunderbarer Schmöker, der süchtig macht. Das finde ich heute genau wie damals. Ich würde aber jedem empfehlen, lieber das alte Buch zu lesen, das von mir vier Sterne bekommen hätte. Diesem hier kann ich nur drei Sterne geben.