Rezension

Neuanfang auf einem Hausboot

Wildrosensommer
von Gabriella Engelmann

Bewertet mit 5 Sternen

Aurelia, eine alleinerziehende Mutter von 2 Mädchen, liebt diese über alles und auch Blumen, was sie auch bei ihrer Arbeit als Floristin ausleben kann.
Seit 2 Jahren ist ihr Lebensgefährte Nic von einem Tag auf den anderen spurlos verschwunden. Keine Nachricht seitdem, kein Hinweis auf seinen Verbleib. Aurelia tut sich schwer, loszulassen. Sie kann nicht glauben, dass er sie und die Mädchen, die er ebenfalls über alles liebte, einfach so im Stich gelassen haben sollte. Auch wenn er stark unter Depressionen litt, das traute sie ihm nicht zu. Zu ihrem Alltag gehört ein abendliches Gespräch mit Nic, indem sie ihm von ihrem Tag und den Kindern erzählt.
Eines Tages findet sie in einem Buch die Abbildung eines Bootes, der Luna. Neben dieser stehen Hinweise, die darauf hindeuten, dass Nic sich das Boot ansehen und sich dort mit jemandem treffen wollte. Aber mit wem?
Das lässt Aurelia keine Ruhe und sie beschließt, die Luna in Hamburg zu suchen. Wie der Zufall es will, steht das alte Boot, das seit dem Tod des Eigners vernachlässigt wurde, zum Verkauf.
Aurelia packt die Gelegenheit beim Schopf, sie kauft das Boot, lässt es renovieren und zieht gemeinsam mit ihren Kindern von München nach Hamburg.
Eine enorme Entscheidung, aber sie gibt die Hoffnung nicht auf, dort auch auf Spuren von Nic zu treffen ...

Aurelia wagt gemeinsam mit ihren Töchtern Louisa, Molly und der Katze Momo einen Neuanfang. Weg von allem alten, weg von allen Freunden. Auch weg von ihrer Chefin und Freundin Coco, was ihr am schwersten fällt.
Sie sehen ihre Zukunft auf dem Hausboot namens Luna in Hamburgs Vorstadt.
Das neue Zuhause ist schnell eingerichtet, sie haben viel mehr Platz als vorher.
Schnell findet sie auch eine Arbeit, wieder als Floristin.
Aurelia bemerkt, dass sie die Gabe hat, bei einigen Menschen deren Aura zu sehen. Nicht immer ist dies eine gute Aura. 
Sie beschäftigt sich bereits schon ein Weilchen mit der Herstellung von Cremes und homöopathischen Tropfen und baut sich damit ein zweites Standbein auf.

Aber die Geschichte des Hausboots und Nics rätselhaftes Verschwinden lassen ihr keine Ruhe, sie muss die Wahrheit wissen.

Ich weiß nicht, wie Gabriella Engelmann es immer wieder schafft, dass ihre Romane ans Herz gehen.
Mit diesem Roman hat sie sich mal nicht auf eine Insel begeben, aber das Thema Wasser lässt sie scheinbar doch nicht ruhen. Das Hausboot Luna liegt auf der Elbe in der Nähe von Hamburg in der Vier- und Marschlande.
Ihre Landschaftsbeschreibungen machen Lust darauf, sich diese Gegend auch einmal ansehen zu wollen. Ihre Liebe zu Hamburg und deren Umgebung ist wieder deutlich spürbar.

Mit Aurelia hat sie eine sympathische Protagonistin geschaffen, die man mögen muss. Sie ist eine Frau, die die Sachen anpackt und die, hat sie sich einmal in einen Gedanken verbissen, diesen auch nicht mehr loslässt und ihn zielstrebig verfolgt.
Seit Nic von einem Tag auf den anderen verschwand, war sie allein für ihre Kinder verantwortlich und hat es angepackt. Sie hat nicht den Kopf in den Sand gesteckt und erst einmal abgewartet. Sie hat die Hoffnung nie aufgegeben, dass Nic eines Tages einfach wieder vor ihrer Tür stehen würde. Sie war sich nur nicht sicher, ob sie in einem solchen Fall Nic überhaupt noch haben wollte.
Zwei Jahre sind eine lange Zeit, aber sie hält an ihm fest, sie hat noch nicht mit ihm abgeschlossen. Sie hofft noch immer, so dass ihr die Möglichkeit einer neuen Partnerschaft mit einem anderen Mann nie in den Sinn kam.

Aurelia macht eine Wandlung durch, wird selbstbewusster und baut sich etwas auf.
Sie hält ihre alte Freundin fest, findet aber auch neue Freunde, mit denen sie gern Zeit verbringt. Aurelia ist ein Mensch, den man selbst gern zur Freundin hätte.

Starke Frauen sind Gabriella Engelmanns Stärke. Sie schafft Protagonisten, mit denen man sich identifizieren kann und die glaubwürdig sind. Frauen wie du und ich, die fest im Leben stehen.
Die Autorin hat sich ebenfalls mit dem Thema Homöopathie und Esoterik beschäftigt und bringt das sehr gut ins Buch ein. Auch wenn ich weder von dem einen noch von dem anderen eine Ahnung habe, erscheinen mir die Szenen dazu im Buch glaubhaft. Zum Thema Aura habe ich parallel dazu nach Infos geguckt, weil es mich faszinierte und beschäftigte.

Es ist ein wunderbarer Sommerroman, den man aber auch hervorragend zu jeder anderen Jahreszeit genießen kann.
Hervorheben möchte ich noch das wunderschöne Cover, mit dem das Buch ausgestattet ist. Nicht nur die Haptik und die etwas erhabene Titelschrift sind bemerkenswert, sonder auch das Motiv mit den Wildrosen - passend zum Roman.
Mich hat die Autorin wieder ein paar Stunden sehr gut unterhalten, so dass ich eine Kauf- und Leseempfehlung ausspreche. 
Gabriella Engelmann geht eben immer.