Rezension

Neuanfang in Polbearne

Die kleine Bäckerei am Strandweg
von Jenny Colgan

Bewertet mit 4 Sternen

~~Polly hat sich mit Chris zusammen den Traum von einem eigenen Unternehmen erfüllt. Sowohl beruflich als auch privat läuft es zu Beginn super, doch dann bricht alles zusammen, ihr Unternehmen ist den Bach runter und die Beziehung ebenso. Doch Polly kratzt ihren letzten Mut zusammen, packt ihre Sachen und zieht, ohne zu wissen, wie es weitergehen soll, nach Cornwall auf die Insel Polbearne in ein renovierungsbedürftiges Haus, das mal eine alte Bäckerei war. Das kommt Polly wie gerufen, denn sie liebt das Backen. Ganz heimlich spricht sich herum, dass Pollys Brot richtig gut ist, doch der alten Bäckerin und ausgerechnet auch noch ihre Vermieterin Mrs. Manse hält überhaupt nichts von Pollys Aktionen und legt ihr immer wieder Steine in den Weg. Aber nicht nur mit Mrs. Manse hat Polly ihre liebe Not, auch mit dem örtlichen Männerüberschuss, denn es interessieren sich immer mehr skurrile Gestalten des anderen Geschlechts für Polly selbst. Ob Fischer, Kapitän, Imker oder Tierarzt: jeder steht vor ihrer Tür und Polly lernt eine Menge neuer Freunde kennen. Doch so wirklich erreicht kein Mann ihr Herz. Ist Polly so verletzt von ihrer letzten Beziehung, dass sie verlernt hat, der Liebe noch einmal eine Chance zu geben?
Jenny Colgan hat mit ihrem Buch „Die kleine Bäckerei am Strandweg“ einen sehr unterhaltsamen Sommerroman geschrieben, in dem Verwirrung, Zwistigkeiten, die Liebe und Freundschaft die Hauptthemen sind. Der Schreibstil ist flüssig, dabei ruhig und erholsam, der Leser reist in Gedanken ins malerische Cornwall auf eine kleine Insel, um sich dort in dörflicher Atmosphäre an Pollys Fersen auf dem Weg in ein neues Leben zu heften. Die Landschaftsbeschreibungen sowie die Gemeinschaft der Bewohner werden liebevoll beschrieben und verleihen beim Lesen ein heimeliges Gefühl. Wer in diesem Roman Spannung erwartet, wird auf jeden Fall enttäuscht sein. Dafür lebt die Geschichte von den ruhigen und ausgeglichenen Tönen, von den kauzigen Bewohnern und ihren Eigenheiten sowie von der Hauptprotagonistin Polly, die als Neuankömmling in dieser doch recht eingeschworenen Gemeinschaft erst noch ihren Platz finden muss, um dazuzugehören. Auch der Humor kommt hier nicht zu kurz und tragische Erlebnisse werden gefühlvoll umgesetzt.
Die Charaktere sind vielfältig gestaltet und ausgearbeitet, wirken allesamt aber sehr lebendig und wie Menschen von nebenan, eben authentisch. Polly ist eine sympathische Frau, deren Träume soeben geplatzt sind. Sie steht vor den Scherben ihres Lebens und sammelt noch einmal alle ihre Reserven und ihren Mut zusammen, um sich eine neue Existenz aufzubauen an einem ihr völlig fremden Ort. Sie hat oftmals ein loses Mundwerk, sagt immer, was sie denkt, dabei ist sie offen und ehrlich. Gerade diese Eigenschaft verschafft ihr Respekt unter den Menschen, und man begegnet ihr mit weniger Argwohn. Mrs. Manse ist eine verbitterte alte Frau, die das Liebste in ihrem Leben verloren hat. Sie kann gar nicht anders, als allem und jedem mit Misstrauen und Argwohn zu begegnen, denn sie hat ihren Glauben an das Gute verloren. Huckle ist ein geheimnisvoller Charakter, der erst sehr langsam aus seinem Bienenkokon herauslugt, um dann am Ende doch wieder zu flüchten. Der alte Kapitän ist ein Bär von einem Kerl, gutmütig, hilfsbereit und doch auch irgendwie ein Schwerenöter. Auch die anderen Protagonisten sind allesamt wunderbar inszeniert und untermalen mit ihren kleinen Episoden den Verlauf der Handlung.
„Die kleine Bäckerei am Strandweg“ ist die ideale Lektüre für einen Tag am Strand, wo man nicht viel nachdenken, sondern einfach nur träumen und sich entspannen will. Ein schönes Urlaubsbuch“