Rezension

Neuauflage der ersten drei Teile mit selbstherrlicher Protagonistin

Selection 04 - Die Kronprinzessin
von Kiera Cass

Klappentext:
Nachdem Prinz Maxon einst sein Herz verschenkt hat, ist es nun an seiner Tochter Eadlyn, der Kronprinzessin von Illeá, ein neues Casting abzuhalten. 35 junge Männer reisen aus dem ganzen Königreich an und liegen der Prinzessin zu Füßen. Das Volk fiebert ergriffen mit, wer Eadlyns Herz erobern wird. Alles könnte perfekt sein, wäre da nicht ein kleines Problem: Eadlyn hat dem Casting nur zugestimmt, um das ausgebrachte Volk mit einer glamourösen Show zu besänftigen. Und an das große Glück glaubt sie sowieso nicht. Doch die Liebe hat ihre eigenen Pläne mit der jungen Prinzessin.

Einordnung:
- Selection (Teil 1)
- Selection - Die Elite (Teil 2)
- Selection - Der Erwählte (Teil 3)
- Selection - Die Kronprinzessin (Teil 4)
- noch unbekannt (Teil 5)

Rezension:
Kann Spoiler bezüglich der ersten drei Teile enthalten.

Von Anfang an war ich mir nicht sicher, ob ich mich auf das Buch freuen sollte, weil ich befürchtet habe, dass es einfach nur eine Neuauflage der ersten drei Teile ist, bloß mit einer neuen Protagonistin und diesmal von der anderen Seite des Tisches geschildert. Leider hat sich dann beim Lesen ziemlich schnell herausgestellt, dass es genau so ist. Auch in diesem Buch geht es wieder um schöne Kleider, Dates mit den Kandidaten und Unruhen im Volk. Aus unterschiedlichen Gründen müssen die Kandidaten nach und nach das Casting verlassen und es gibt, zumindest für den Leser, mehr sympathische Charaktere als gut ist. Im Grunde ist es also tatsächlich nur eine Neuauflage der Geschichte mit der nächsten Generation.

Außerdem muss ich gerade zu den Charakteren sagen, dass es nicht nur sympathische Figuren gibt. An allererster Stelle  ist dort Eadlyn zu erwähnen, mit der ich die ganze Geschichte über nicht warm geworden bin. So volksnah America (die in diesem Buch übrigens weniger America als vielmehr eine zweite Amberly ist) auch war, so volksfern ist ihre Tochter. Sie behauptet zwar, mit der Abschaffung der Kasten einverstanden zu sein und es zu befürworten, lässt aber bei jeder Gelegenheit ihre Vorurteile gegen Menschen durchklingen, die ehemals niedrige gesellschaftliche Stellungen hatten. Ständig (ungefähr alle drei Kapitel) führt sie sich vor Augen, dass niemand so mächtig ist wie sie. Sie hält sich für besser und wertvoller, ist arrogant und überheblich, stößt ständig allen mit voller Absicht vor den Kopf und wird ganz weinerlich, wenn sie sich darüber beklagt, dass sie doch eigentlich gar nicht Königin werden möchte und das alles aufgebürdet bekommen hat. Wenige Szenen später kann sie dann wiederum bei einigen Schwierigkeiten, wie dem Beschuss mit faulendem Obst, überhaupt nicht verstehen, warum das Volk sie als hübsche, intelligente, tolle und wunderbare Prinzessin plötzlich nicht mehr mag. Dabei hat sie nur bisher übersehen, dass das Volk sie noch nie wirklich mochte und ihr erst recht nicht vertraut hat. Kurz gesagt: Sie ist all das, was America nicht war, und hat es mir damit unmöglich gemacht, sie zu mögen und ihre Handlungen nachzuvollziehen, auch wenn ihr im Laufe der Geschichte langsam die Augen geöffnet werden, denn selbst ihr 14-jähriger Bruder konfrontiert sie offen damit, dass sie selbstherrlich und egozentrisch ist.

Trotz dieser Kritikpunkte kann ich mich nicht dagegen wehren, dass mir das Buch auch gefallen hat. Der Schreibstil der Autorin ist so einnehmend, dass die Kapitel geradezu vorbei fliegen, auch wenn die Spannung manchmal auf der Strecke bleibt. Außerdem hat das Buch einen ganz gemeinen Cliffhanger, als sich die Ereignisse am Ende überschlagen, sodass ich allein deswegen schon neugierig auf den nächsten Band bin. Deswegen und weil ich wissen will, ob die Autorin sich tatsächlich dazu hinreißen lässt, sich selbst ein Bein zu stellen und den Kandidaten gewinnen zu lassen, von dem ich (wegen der extremen Offensichtlichkeit) schon seit der ersten Seite befürchte, dass er es am Ende sein wird.

Fazit:
Der vierte Teil der Reihe ist eigentlich bloß eine Neuauflage der ersten drei Bände. Die einzigen Unterschiede sind die Protagonisten und die Gründe, aus denen das Volk unzufrieden ist. Hinzu kommt, dass Eadlyn, Kronprinzessin und Protagonistin, arrogant, überheblich, selbstherrlich und volksfern ist, sodass sie keinerlei Sympathie wecken konnte. Nichtsdestotrotz hat es das Buch trotzdem irgendwie geschafft, mich in seinen Bann zu ziehen und lässt mich wegen des extremen Cliffhangers am Ende dem nächsten Teil entgegen fiebern. Insgesamt gibt für „Selection – Die Kronprinzessin“ es nach langer Überlegung drei Schreibfedern.