Rezension

Neubeginn auf einem australischen Weingut

Im Tal der roten Sonne - Lynne Wilding

Im Tal der roten Sonne
von Lynne Wilding

Bewertet mit 4 Sternen

Carla Hunter, die mit ihrem kleinen Sohn Sam in Neuseeland lebt, bekommt nicht nur die traurige Nachricht über den Tod ihres Vaters Rolfes, sie erfährt auch, dass er ihr ein kleines Weingut im südaustralischen Barossa Valley vermacht hat und sie dort auch noch Verwandtschaft hat, von der sie bisher nichts wusste. Carla will sich das Weingut wenigstens mal ansehen, bevor sie sich entschließt, das Erbe anzutreten oder abzulehnen, und reist mit ihrem Sohn nach Australien. Dort schlägt ihr bereits bei ihrer Ankunft offener Hass seitens der bisher unbekannten Verwandtschaft entgegen. Der Blick auf das Weingut überzeugt Carla allerdings davon, die Ärmel hochzukrempeln und sich der Verantwortung zu stellen, es wieder zum Laufen zu bringen. Ihr Vater war der Sohn eines Winzers und auch sie möchte in seine Fußstapfen treten. Dabei wird sie von ihrer Freundin Angie tatkräftig unterstützt, die einige Erfahrung mit der Winzerei hat. Mit Architekt Paul hat sie einen weiteren Mitstreiter an ihrer Seite, der nicht nur gute Ideen beisteuert, sondern auch Schmetterlinge in Carlas Bauch verursacht. Wird sich Carla gegenüber der Verwandtschaft durchsetzen und das Weingut wieder zum Laufen bringen?

Lynne Wilding hat mit „Im Tal der roten Sonne“ einen unterhaltsamen und gefühlvollen Schmöker vor der Kulisse Australiens vorgelegt. Der flüssige, bildhafte und gefühlvolle Schreibstil lässt den Leser schon mit wenigen Worten in die Geschichte eintauchen und sich den Protagonisten anschließen, die vor einer Herausforderung stehen und sich ihrem Schicksal stellen. Die Autorin beschreibt nicht nur recht farbenfroh die Landschaft des 5. Kontinents und das Weingut, sondern bringt auch die zwischenmenschlichen Beziehungen vor Ort sehr gefühlvoll an den Leser. Die harte Arbeit auf dem Weingut wird ebenso gut thematisiert, wie die Schwierigkeiten mit der bis dato unbekannten Verwandtschaft, die Carla immer wieder zu verstehen gibt, wie wenig sie willkommen ist. Mit gut dosierten Wendungen und witzigen Dialogen bleibt die Geschichte bis zum Ende rundum spannend und kurzweilig, so dass die Seiten nur so dahinfliegen.

Die Charaktere sind ein durchweg bunt durchmischter Haufen, lebendig und authentisch angelegt, überzeugen sie mit ihren Marotten und Eigenheiten, so dass der Leser sich in einige von ihnen gut hineinversetzen kann, während er andere gern auf Abstand hält. Carla ist eine Frau mit Tatkraft, Elan und vor allem Mut, denn sie wagt sich buchstäblich in die Höhle der Löwen. Sie lässt sich nicht unterkriegen und stemmt sich dem Widerstand entgegen. Freundin Angie ist ihr Fels in der Brandung, die auch noch mit Sachverstand und jeder Menge Herz punkten kann. Paul kann mit guten Ideen aufwarten, er ist pragmatisch, aber offen und liebenswert. Derweil die liebe Verwandtschaft eher wie die Pest am Leib ist, dennoch für einiges an Unterhaltung sorgt.

„Im Tal der roten Sonne“ ist ein gefühlvoller Schmöker, randvoll gepackt mit Gefühl, Familienstress, Liebe und den Schwierigkeiten eines Neuanfangs. Für lange Regentage bestens geeignet, um sich ans andere Ende der Welt zu träumen.