Rezension

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Neubeginn im verstrahlten Gebiet?

Heimkehr nach Fukushima - Adolf Muschg

Heimkehr nach Fukushima
von Adolf Muschg

Nach dem Unfall im Kernkraftwerk Fukushima ist die ganze Gegend verstrahlt; die Menschen wurden evakuiert. Doch mittlerweile sind einige Jahre verstrichen, und der Bürgermeister eines Dorfes in der betroffenen Zone möchte seine Einwohner wieder zurückholen: Die Gefahren für die Psyche des Einzelnen und den sozialen Zusammenhalt seien größer als die gesundheitliche Gefährdung durch die Strahlung. Um ein Zeichen zu setzen, wird der Schriftsteller und ehemalige Architekt Paul Neuhaus eingeladen; er soll sich in Fukushima ansiedeln und eine Künstlerkolonie gründen, die weitere Menschen anzieht.

Paul reist nach Japan, er besichtigt die verstrahlte Zone, er spricht mit dem Bürgermeister, mit Anwohnern, die nicht zurückmöchten und mit einem Einzelgänger, der im Gebiet geblieben ist und die im Stich gelassenen Tiere versorgt hat. Was ist wichtig für den Menschen? Welche Rolle spielt Heimat? Wie ist das Geflecht von Schicksal, Ursache und Wirkung zu verstehen? Seine Reisebegleiterin ist Mitsuko, die Nichte des Bürgermeisters, deren Mann einst Student bei Neuhaus war. Zwischen den beiden entflammt eine plötzliche Leidenschaft. Und dann ist da noch ein weiterer Begleiter in Buchform: Adalbert Stifter und seine Erzählungen, insbesondere "Nachkommenschaften" "Bergkristall" und "Abdias", die immer wieder gelesen, besprochen, zitiert werden. So mischen sich japanische und europäische Impulse, verschiedene Einstellungen zu Technik, Schicksal und Verantwortung stehen sich gegenüber.

Das Thema hat mich an Alina Bronskys "Baba Dunjas letzte Liebe" erinnert. Muschg gelingen intensive Beschreibungen der Landschaft. Auch die unterschiedlichen Verhaltensweisen von Europäern und Japanern fand ich erhellend; so die Antwort "danke" auf ein Angebot - bei Europäern nein danke, bei Japanern, ja danke. Obwohl ich die Stifter-Erzählungen gelesen habe, sind sie mir nicht sehr präsent; ich habe die Zusammenhänge mit der Romanhandlung nicht immer verstanden und bin überzeugt, dass mir vieles entgangen sind. Und so muss ich als Fazit sagen: Ich war wohl etwas überfordert und kann daher das Buch nicht wirklich würdigen. 

Kommentare

Steve Kaminski kommentierte am 14. Juni 2021 um 22:16

"Ich war wohl etwas überfordert und kann daher das Buch nicht wirklich würdigen." - Mir ging's ähnlich. Ich glaube, dass ich viele Bezüge und Anspielungen nicht verstanden habe. Mit den Stifter-Zitaten konnte ich wenig anfangen.