Rezension

Neue Idee mit etwas abgekupferter Handlung

Touched - Der Preis der Unsterblichkeit - Corrine Jackson

Touched - Der Preis der Unsterblichkeit
von Corrine Jackson

Bewertet mit 3 Sternen

"Touched - Der Preis der Unsterblichkeit" ist der erste Teil einer geplanten Trilogie von Corrine Jackson, die zuerst einmal durch ein wirklich sehr schön gestaltetes Cover auffällt.

Inhalt: Remy ist 17 und lebte bisher bei ihrer Mutter und ihrem gewaltätigen Stiefvater Dean, der sie und ihre Mutter regelmäßig schwer misshandelte. Nachdem Mutter und Tochter wieder einmal im Krankenhaus gelandet sind, beschließt Remys Vater Ben seine Tochter zu sich, seiner Frau Laura und seiner zweiten Tochter Lucy zu holen. Doch Remy hat ein Geheimnis: Sie kann andere Menschen durch Berührung heilen. Bisher hat sie diese Fähigkeit immer gut verstecken können, doch kaum in ihrer neuen Heimat angekommen, lernt sie Asher kennen, einen rätselhaften Jungen, der über ähnliche Fähigkeiten zu verfügen scheint und ihr gefährlich werden könnte...

Was mir gut gefallen hat, war Remys Lebensgeschichte. Sie hatte eine schwere Kindheit und hat unter der Gewalt ihres Stiefvaters Dean gelitten, während ihre Mutter untätig zusah. Zu Beginn fand ich den Charakter der Ich-Erzählerin zwar noch etwas flach, er wurde für mich aber im Laufe der Geschichte glaubwürdiger. Remy hat große Probleme mit Bindungen und Vertrauen und ist eher distanziert, was zu ihrer Vergangenheit passt. Zwar ist sie von ihrer Fähigkeit - dem Heilen - eigentlich durchgehend erschöpft, aber auch das wurde ganz ansprechend in die Handlung eingebaut. Außerdem ist ein solch hartes Schicksal mit zwischendurch auch sehr anschaulich und unverblümt geschilderten Misshandlungen eines, das mir bisher in Jugendbüchern selten untergekommen ist. Dadurch hebt sich "Touched" schon ein wenig von der Masse ab und macht es lesenswert.

Leider galt das für mich dann für die Handlung nicht mehr uneingeschränkt. Zunächst einmal dauert es recht lange, bis nach dem frühen Kennenlernen von Remy und Asher eine Entwicklung festzustellen war. Die beiden sind füreinander offensichtlich gefährlich, können sich aber auch nicht wirklich von einander fernhalten und außerdem scheinen Asher und seine Geschwister Gabriel und Charlotte mehr über Remy und ihre Fähigkeiten zu wissen, als sie selbst. Trotzdem beschränkt sich die Handlung sehr lange auf Nebensächlichkeiten. Asher und Remy können beide eine "mentale Barriere" aufbauen, um sich vor den Energien des anderen zu schützen, und, um einander zu necken, tun sie das immer wieder: Barriere rauf, Barriere runter - das ganze gefühlte Hundertmal. Unterbrochen wurden diese Schilderungen nur davon, wie toll Remy sich in ihrer neuen Familie integriert und wie viel Geld Daddy wofür springen lässt. Nach etwa dem ersten Drittel des Buches war ich daher ein wenig gelangweilt.

Doch dann kommen Handlung und Beziehung in Fahrt. Es wird emotional, mitreißend und sehr spannend. Remys Kräfte werden entschlüsselt, ebenso ihre Verbindung zu Asher und es wird auch ziemlich romantisch. Außerdem gibt es ein überraschend gutes, starkes Ende, das mich mit großen Erwartungen an die Fortsetzung zurücklässt, auf die ich sehr gespannt bin. Zwar konnten mich nicht alle Charaktere so sehr überzeugen wie Remy und manche waren auch einfach zu schwarz-weiß gezeichnet (insbesondere Dean), als dass ich in Begeisterungssprünge ausbrechen würde, aber mir haben Handlung und Protagonisten dieses Buches letztendlich gut gefallen.

Leider, leider, leider gibt es neben dem eher langatmigen ersten Drittel auch noch einen weiteren nicht so schönen Aspekt: Gerade die Liebesgeschichte zwischen Remy und Asher wurde für mich von einem andauerndes Déjà-vu-Gefühl getrübt. Die Dialoge, die Situationen - alles kam mir vor wie schon einmal gelesen. Zu Beginn habe ich wirklich versucht, den "Twilight"-Vergleich auszublenden, aber spätestens als Asher und Remy an einem Samstag einen romantischen Ausflug machen, der - zum wiederholten Male - mit einer Demonstration von Ashers Kraft endete, um Remy einzuschüchtern und ihr die Gefahr, die von ihm ausgeht, bewusst zu machen, dachte ich: "Das kenn ich jetzt aber wirklich!" So innovativ und anderes die Geschichte eigentlich durch Remys besonderes Schicksal beginnt, so sehr wirkt sie an anderen Stellen abgekupfert. Schade.

Auch sprachlich habe mich mir mit "Touched" etwas schwer getan. Die Dialoge wirkten wie auch die Sprache selbst oft nicht natürlich und nicht locker, sondern etwas gestelzt. Obwohl ich es oft wirklich spannend fand, kam ein wirklich flüssiges Lesen bei mir nicht auf, weil ich immer wieder an Formlierungen oder Inhalten hängen geblieben bin, die mir unpassend erschienen.

Mein Fazit: Remy ist durch ihre Hintergrundgeschichte ein außergewöhnlicher Charakter, an dem ich mit der Zeit sehr viel Gefallen gefunden habe. Leider konnte mich die Liebesgeschichte nicht ganz so sehr berühren, da sie nicht nur sehr vorhersehbar, sondern auch sehr abgekupfert wirkte. Da ich es sprachlich ebenfalls eher schwach fand, hinterlässt der Roman auf mich trotz zwischenzeitlich spannender Handlung und tollem Ende nur einen mittelmäßigen Gesamteindruck. 3 von 5 Sternen.