Rezension

Neues aus Sandhamn

Flucht in die Schären - Viveca Sten

Flucht in die Schären
von Viveca Sten

Eigentlich ermittelt dieses Mal Nora Linde wegen einer Wirtschaftsstraftat gegen Andreis Kovač, dem Drogenboss Stockholms. Aber auch für Thomas Andreasson gibt es reichlich zu tun: Andreis' Frau wurde schlimm misshandelt und beteuert lieber ihre eigene Ungeschicklichkeit, als ihren Mann zu belasten. Hinzu kommen ein Mord und Personalschwund in seinem Dezernat.

Die Story klingt vielversprechend und und das ist sie auch. Neben dem zentralen Schwerpunkt häusliche Gewalt befasst sich das Buch auch mit der Flüchtlingsproblematik, einem Thema, das in den 90er Jahren so aktuell war wie es heute ist. Neben den aktuellen Geschehnissen erzählt Viveca Sten in kurzen Passagen aus Andreis' Vergangenheit, dem Bosnienkrieg Anfang/Mitte der 90er Jahre und von seiner Flucht nach Schweden.

Vor diesem Hintergrund beschreibt sie die Figur des Andreis, der berechnend und skrupellos anmutet; Mina, seine Frau und das Opfer, erscheint dafür umso naiver.

Die Geschichte ist spannend, obwohl der Täter von Anfang an bekannt ist. Viveca Sten versäumt dabei auch nicht zu beleuchten, wie schnell eine Person in der Spirale häuslicher Gewalt gefangen wird. Die Kapitel sind - für Viveca Sten typisch - sehr kurz; die Handlung springt zwischen den einzelnen Ereignissen und Personen und man muss sich mitunter einige Seiten gedulden, bis man den Ausgang einer Situation erfährt. Das führt letztlich dazu, dass man das Buch nicht so schnell aus der Hand legen kann.

Nicht zufrieden gestellt hat mich das Ende, obwohl es zugegebenermaßen  realistisch erscheint. Näher möchte ich darauf nicht eingehen.

Ich hatte das Vergnügen, im Rahmen des Krimimarathons im November eine Lesung zu diesem zu besuchen, wo auch die Autorin sich zu dem Buch, zu ihrer Intention und Motivation geäußert hat. Gewiss hat das beigetragen, dass ich die Geschichte besser verarbeiten und verstehen konnte. Bei den meisten Büchern fehlt mir dazu leider die Gelegenheit. Dennoch oder gerade deswegen halte ich das Buch für eines der Besten aus der Thomas-Andreasson-Reihe.