Rezension

Neues College, alte Freundschaften - und ein neuer Freund?

Überlieben in 10 Schritten - Rachel McIntyre

Überlieben in 10 Schritten
von Rachel McIntyre

Bewertet mit 3 Sternen

Daisy Green freut sich riesig darauf, nach den Sommerferien nicht an die alte Highschool zurückzukehren, sondern ein Oberstufen-College zu besuchen. Ihre beiden besten Freundinnen werden zwar weiterhin die alte Schule besuchen, aber im neuen College muss Daisy endlich keine Schuluniform mehr tragen, und vor allem wird sie nicht ständig an ihren Ex-Freund Matt erinnert. Dieser passte einfach perfekt zu ihr, lebt aber jetzt in Spanien. Zwar ist das College doch etwas weniger glamourös als gedacht, doch Ablenkung bietet vor allem der gutaussehende Toby, der ihr gegenüber klares Interesse signalisiert. Romantische Gesten sind für ihn scheinbar selbstverständlich, und er will so viel Zeit wie möglich mit Daisy verbringen. Er ist der ideale neue Freund für sie – wenn da nur nicht immer wieder Momente wären, in denen er sich merkwürdig benimmt…

Das Buch fällt mit seinem knallig pinken Cover definitiv ins Auge. Passend zum Namen der Protagonistin ist ein Gänseblümchen abgedruckt. Ich erwartete eine lockere Liebesgeschichte. Zu Beginn lernt man Daisy im Kreis ihrer besten Freundinnen kennen, mit denen sie seit Jahren eine verschworene Gemeinschaft bildet. Für ihre sechzehn Jahre verhält Daisy sich noch recht mädchenhaft und ich fand ihre Entscheidung mutig, sich aufs College zu wagen, wo sie niemanden kennt. Ihre Freundinnen sieht sie natürlich weiterhin, denn diese sind für sie in jeder Lebenslage eine wichtige Unterstützung.

Von Beginn an hat mir der Wortwitz sehr gefallen. Immer wieder kommentiert Daisy das Geschehen auf unterhaltsame Weise oder scherzt mit ihren Freundinnen. Das ist die eindeutige Stärke des Buches, wegen der ich es immer wieder gerne zur Hand genommen habe. Auch die Beschreibungen von Daisys Arbeit bei „Something Borrowed“, der Hochzeitsagentur ihrer Eltern, haben Spaß gemacht. Sehr gerne las ich mich durch die Feiern, die sie und ihre Eltern für das jeweilige Hochzeitspaar dank kreativer Ideen und sorgfältiger Planung unvergesslich machten.

Schon nach wenigen Seiten erlebt Daisy ihren ersten Tag am College und lernt Toby kennen. Ihre anfängliche Faszination für ihn konnte ich gut nachvollziehen, denn alles an ihm scheint perfekt zu sein. Im Nu verbringen die beiden immer mehr Zeit zusammen und haben bald ihr erstes Date. Ich habe mich für Daisy gefreut, dass sie mit Toby die schmerzhafte Trennung von Matt hinter sich lassen kann. Doch dann legt Toby Verhaltensweisen an den Tag, die ich zu Beginn irritierend fand und die für mich zunehmend zum No-Go wurden.

Daisy will Tobys Macken durch ihre rosarote Brille nicht wahrhaben und verzeiht ihm ein ums andere Mal. Wäre ich an ihrer Stelle gewesen, wäre für mich schon nach wenigen Kapiteln Schluss gewesen. Deshalb fand ich es zunehmend anstrengend, zu lesen, wie Daisy sich selbst um der Vorstellung eines gutaussehenden Jungens an ihrer Seite erniedrigt und all die guten, feministischen Vorsätze, die sie und ihre Freundinnen aufgestellt haben, über Bord wirft. Dank oben beschriebener Pluspunkte las ich trotzdem weiter, doch die erhoffte Wendung blieb aus. Stattdessen bekam ich bis kurz vor Schluss ein ständiges Hin und Her geboten. Schließlich kommt es zu einer lang ersehnten Überraschung, die ich schön fand, aber irgendwie auch zu einfach für das ganze Drama, durch das ich mich gelesen hatte. An dem Punkt hätte es noch mal richtig interessant werden können, doch leider entschließt sich die Autorin zu einem relativ offenen Ende, das mich nur begrenzt zufriedenstellen konnte.

„Überlieben in 10 Schritten“ erzählt von Daisys Start an einem neuen College, wo sie ihren Trennungsschmerz dank des attraktiven Tobys bald verdrängt. Das Buch punktet mit viel Wortwitz und Humor, während ich das Hin und Her zwischen Daisy und Toby zunehmend anstrengend fand. Die ersehnte Wende kam für mich zu spät. Für mich bleibt dieses Buch über Freundschaft, Jungs und falsche Entscheidungen deshalb leider solides Mittelmaß.