Rezension

Neues Ermittlerteam

Kalt und still -

Kalt und still
von Viveca Sten

Bewertet mit 3 Sternen

Amanda steht kurz vor ihrem Abitur, allerdings kann sie sich in letzter Zeit nicht wie gewohnt auf die Schule konzentrieren, das bleibt auch ihrem Mentor nicht verborgen. Als er sie darauf anspricht mauert Amanda, nur ihre beste Freundin Ebba weiß worum es geht. Erstmal wollen die beiden Teenager aber an etwas anderes denken schließlich ist bald Weihnachten und eine große Party steht ins Haus. Leider läuft auf der Party aber nichts so wie Amanda es sich erhofft hat, ihr Schwarm Victor benimmt sich betrunken wie ein Arsch und Ebba sitzt irgendwann vollkommen weggetreten im Badezimmer. Amanda ist stinksauer und macht sich mitten in der Nacht bei Minusgraden auf den Heimweg, kommt aber nie zu Hause an.

Wie viele andere Leser auch kenne ich Viveca Sten durch ihre Sandhamn Krimis. Dort ist die Stimmung fast sommerlich heiter, trotz der Mordfälle. In diesem Buch ist die Grundstimmung von vornherein eine andere. Sie ist düster, bedrohlich und eben, wie der Titel vermuten lässt, kalt. Die Autorin beschreibt sehr eindringlich, was innerhalb einer Familie passieren kann, wenn ein Kind verschwindet. Hier spüre ich als Mutter eine ziemliche Beklemmung.

Irgendwie hatte ich zu Beginn des Buches ein leichtes Gefühl von Deja vu. Ich habe erst vor einigen Tagen einen anderen Schwedenkrimi gelesen, der ein fast identisches Thema hatte und zu dem es einige Parallelen gibt. Das war schon etwas merkwürdig, so hatte ich aber einen guten Vergleich, wie unterschiedlich man ein und das selbe Grundthema erzählen. Viveca Sten webt mehrere Handlungsstränge. Neben dem um das Verschwinden von Amanda, mit Fokus auf der Familie, gibt es den rund um die Ermittler der Polizei. Die Autorin geht hier ziemlich tief ins Privatleben, was letztlich für die Geschichte wichtig ist, will aber damit natürlich auch den Hintergrund ihrer Figuren festigen. Leider liegen hier aber auch ein wenig die Schwächen des Buches, wenn der Trennungsschmerz der Polizistin Hanna immer wieder zelebriert wird, inklusive wiederkehrender Selbstzweifel und dem hadern mit den eigenen Handlungen, ist das manchmal eben zu viel. Was mich ebenfalls stört ist das oft eher unrealistische Verhalten der Figuren. Klar ist so ein Alleingang ein gutes Mittel um Spannung aufzubauen, aber sie naiv ist es denn als ausgebildeter Polizeibeamter einfach loszuziehen und  niemandem zu sagen wo man hingeht. Solche haarsträubenden Aktionen ärgert mich immer maßlos. 

Insgesamt lässt sich das Buch gut und schnell weglesen, denn Viveca Sten versteht es Geschichten zu erzählen. Wie auch schon in ihren anderen Büchern bringt sie geschickt verschiedenste Themen in einem spannenden Krimi zusammen. Wer sich nicht scheut hier mal eine dunklere Seite von ihr und ihrem sonst so idyllischen Schweden kennen zu lernen, wird sicher eine spannende Lesezeit haben.