Rezension

“Nevernight” ist atmosphärisch, überwältigend und düster

Nevernight 01 - Die Prüfung - Jay Kristoff

Nevernight 01 - Die Prüfung
von Jay Kristoff

Bewertet mit 4 Sternen

“Nevernight “ stand ich aufgrund der recht unterschiedlichen Meinungen etwas skeptisch gegenüber. Doch es reizte mich auch zu erfahren, was dahintersteckt.

Wundervoll und wirklich ausgesprochen passend ist die Gestaltung des Buches. Roter Buchschnitt, sehr schöne Karten im inneren des Buches und ein Cover, daß wirklich keine Fragen offen lässt.
Probleme hatte ich zunächst hineinzukommen, denn der Autor schreibt sehr überwältigend und klar. Er nimmt kein Blatt vor den Mund und ich denke, genau diese Art ist hier das Besondere.
Dabei schreibt er auch sehr fließend und einnehmend. Mit der Zeit entstehen unheimlich viele Bilder im Kopf,die die ganze Geschichte noch plastischer erscheinen lassen.
Die Erzählweise war für mich gewöhnungsbedürftig. Denn uns wird Mias Geschichte von einem Erzähler näher gebracht. Was mich automatisch zu der Frage brachte, wer sich wohl dahinter verbirgt. Doch all das rätseln und grübeln brachte mich nicht weiter. Also stürze ich mich in eine Welt, die mich komplett verschluckte. Mit ihrem Grauen, ihrer Andersartigkeit und einer Magie, der ich hilflos ausgeliefert war.

Mia ist ein sehr beeindruckender Charakter, wenn man denn genauer hinsieht. Denn sie ist mehr als eine Assassine. Sie ist ein Mädchen, eine Dunkelinn. Was sie an sich schon sehr interessant macht und man unbedingt mehr über sie erfahren möchte.
Sie ist nicht schön in dem Sinne. Sie ist besonders, faszinierend und mit der Zeit hab ich mich immer mehr an sie gebunden und konnte mich auch stellenweise gut in sie hineinversetzen.
Wir begleiten Mia bei ihrer Ausbildung zur Klinge, wo wir auch andere sehr eindrucksvolle und interessante Charaktere kennenlernen.
Besonders gemocht habe ich dabei Tric. Ja, ich genoss förmlich seine Dialoge mit Mia. Sie waren erfrischend, menschlich und haben einen auch ein Stück weit die verletzliche Seite offenbart. Eine Seite die immer da ist, die man aber nicht offen zur Schau stellt.
Fasziniert dagegen haben mich ganz besonders Husch und Jessamin . Zwei Charaktere die in mir beängstigende Gefühle ausgelöst haben, die mich trotz allem aber auch nicht losgelassen haben.
Man lernt die unterschiedlichsten Charaktere in all ihrem Facettenreichtum kennen. Und jeder auf seiner Weise, verschwindet er nicht mehr aus dem Gedächtnis.
Einige von ihnen mag man vielleicht nicht, aber man lernt in sie abzutauchen und einen Teil ihrer Faszination zu begreifen. Sie zu verinnerlichen und tiefer in ihre Seele vorzudringen.
Bei all ihren Prüfungen, Wagnissen und Herausforderungen, kämpft und fiebert man ihrer Seite mit.
Man steht Ängste aus, die Verzweiflung und die Wut kämpfen sich immer weiter an die Oberfläche.
Und irgendwo an diesem düsteren und sehr atmosphärischen Ort, kommt auch die Liebe hervor. Klar, verletzlich, sanft und leise.
Ebenso hat mich diese Welt völlig gebannt, über die man nach und nach immer mehr erfährt. Und doch hatte man das Gefühl, niemals genug darüber erfahren zu können.
Jay Kristoff versteht es wahrlich Geschichten zu schreiben. Obwohl er sehr detailreich schreibt , kam trotz kleinere Längen keine Langeweile auf. Ständig passierte etwas und man sah sich mit neuen Dingen konfrontiert, die einiges abverlangten.
Er zeichnet eine Welt die dunkler und niederschmetternder nicht sein könnte. Und doch ist da ein kleines Licht, das uns zeigt, es gibt einen Weg hinaus. Wir müssen ihn nur finden.

Es ist grausam keine Frage, was man nicht nur bei der Ausbildung und auch bei Mias Hintergrund sehr gut zu spüren bekommt. Es ist ein Grauen, das mitzieht und nach dem Warum fragen lässt.
Man erlebt so viel und gleichzeitig gibt es auch ruhige Stelle die zu Atem kommen lassen. Ebenso mochte ich den schwarzen Humor und die leise Poesie sehr gern.
Man versinkt einfach und versteht am Ende gar nicht wie es so schnell gehen konnte.
Probleme haben mir jedoch die Fußnoten bereitet, die mich immer wieder aus dem Lesefluss herausholten. Aber ich kann sie auch nicht überlesen. Und das wäre auch falsch, denn sie sind sehr wichtig. Denn darin liegen auch viele Erklärungen verborgen, die man unbedingt mitnehmen muss.

Die Entwicklung von Mia und ihrer Geschichte war sehr gut spürbar. Ich muss gestehen, teilweise war ich doch auch etwas stolz auf sie. Eine junge Frau die enorm facettenreich ist und so einiges an Emotionen, bei mir ausgelöst hat.
Der Autor hat es auch verstanden Wendungen einfließen zu lassen, die mich tatsächlich sprachlos und wütend machten. Ich war wirklich starr vor Entsetzen und Unglauben.
Damit hat Jay Kristoff erneut Tempo und Spannung hineingebracht, was letztendlich zu einem gut ausgearbeiteten und nervenzehrenden Showdown führte.
Eine Ende das mir gut gefallen hat. Ich bin sehr gespannt darauf was mich im Folgeband erwarten wird und ob es der Autor erneut mit seiner ganz speziellen Art schaffen wird zu punkten.
Ich hab noch einige Fragen und hoffe dann darauf Antworten zu erhalten.

Fazit:
“Nevernight” ist atmosphärisch, überwältigend und düster.
Eine Welt voller Grauen, aber auch voller Schmerz und Wut.
Mias Geschichte hat mich komplett mitgerissen und nicht mehr auftauchen lassen.
Es liegt so viel verborgen, das ergründet werden möchte und auch die Prüfungen empfand ich als sehr faszinierend und interessant.
Man bekommt eine Handlung die komplexer und magischer nicht sein könnte. Es ist speziell. Keine Frage. Aber besonders die leise Poesie und der schwarze Humor, hatten es mir angetan.
Ein Reihenauftakt voller Entwicklungen, Emotionen und Wendungen, die komplett mitreißen.
Sehr gelungen

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