Rezension

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Nicht ausgeschöpftes Potential

Chlorophyll - M. J. Herberth

Chlorophyll
von M. J. Herberth

Bewertet mit 2.5 Sternen

Ein Junge entdeckt in einem finnischen Wald einen Baum, der von einer Krankheit befallen ist, die noch unbekannt und unerforscht ist. Was als mögliche Gefahr für die nordischen Wälder beginnt, entwickelt sich schnell zu einer globalen Katastrophe, die Ausmaße annimmt, die unvorstellbar sind.

 

Von dem Thema war ich von Anfang an begeistert. Da ich die Natur, Fauna und Flora faszinierend finde und man mich immer dafür begeistern kann, habe ich mich gefreut, das Buch zu lesen. Anfangs habe ich natürlich immer mitgefiebert und die befallenen Pflanzen selber zu analysieren versucht. Je weiter die Handlung aber fortschreitet, desto mehr entfernt es sich von realistischen Szenarios und steigt in abgedrehte Science-Fiction um. Tellerförmige Lebewesen in Binnenseen, ein neues Element, Außerirdische, die mit den Menschen zu kommunizieren versuchen. Schade, dass es dann so extrem
Science-Fiction-lastig wurde, denn mir haben die anfänglichen, vorstellbaren Szenarios gefallen.

 

Da es direkt als ebook gedruckt werden konnte, und nur so der -extrem niedrige- Preis zustande kommen konnte, merkt man direkt den Unterschied zu normalen Büchern. Unterschiedliche Seitenqualität, Schriftart, kein ansprechendes Cover (Ausnahme) und ein leider viel zu langer Klappentext. Dieser dient meiner Meinung nach hier der Zusammenfassung der Handlung und so sollte es in keinem Fall sein. Nichtsdestotrotz haben die Unterschiede zu herkömmlichen Büchern meinen Lesefluss nicht beeinträchtigt.

 

Ein gutes Buch braucht Dramatik, unabhängig davon ob es eine Liebesgeschichte, ein Horrorroman oder ein historisches Buch ist. Dramatik sollte immer, wenn auch unterschwellig und manchmal nicht primär, drinstecken. Das schafft „Chlorophyll“ auf jeden Fall und das sogar mit Mitteln, die einem nicht oft begegnen. Denn das Buch schafft es, mittels Hypothesen, Fakten und Beobachtungen und deren beängstigende Schlüsse eine Spannung und Dramatik aufzubauen, bei der dem Leser ein Schauer über den Rücken läuft. Leider wird die Spannung nicht über die mehr als 650 Seiten aufgebaut, sondern in jedem Kapitel aufs Neue. So kam ich immer wieder ins Stocken, denn jedes Kapitel war eine Spannungskurve für sich.

Mir ist das Ende eines Romans immer extrem wichtig. Wenn das nicht ausgefeilt ist und dem Roman im Ganzen gleichkommt, dann zieht es meine Gesamtmeinung hinunter. Leider war das bei „Chlorophyll“ der Fall. Schon in den letzten Kapiteln merkte ich, wie die Handlung langsam abdriftete. Viel schlimmer wäre es gewesen, wenn die Außerirdischen am Ende des Buches auftauchten, sie begrüßen und damit das Buch endete, das wäre dann ein totaler Flop. SPOILER: Trotzdem hätte es nicht passieren müssen, das Eyna auf der Tastatur herumtippelt und „Sie kommen.“ auf dem Bildschirm steht. Das fühlte sich für mich so an, als wollte man noch verzweifelt ein bisschen Witz hineinbringen, um einen noch stärkeren Cliffhanger zu erzeugen. Schade, schade. SPOILER-ENDE

Zusammenfassend kann ich aber mit gutem Gewissen sagen, dass M. J. Herberth mit „Chlorophyll“ einen Science-Fiction-Thriller liefert, der den Leser schnell in eine andere Realität holen kann. Genauestens recherchiert und mit Wissen nur so vollgepackt, lernt man hier mehr, als dass man ein Lesevergnügen genießt. Gelungen ist das Buch auf jeden Fall, leider besitzt es aber einige Schwächen.