Rezension

Nicht das beste Buch von Gruber

Todesmärchen - Andreas Gruber

Todesmärchen
von Andreas Gruber

Und wenn sie nicht gestorben sind

„Ich bilde mir sicher nicht zu viel ein, wenn ich behaupte, mich in jedes noch so kranke Gehirn hineinversetzen zu können. Mit der Methode, die ich entwickelt habe, war ich bisher jedem noch so genialen Mörder überlegen. Bis auf einen.“

Inhalt

Maarten S. Sneijder wird von seinem alten Bekannten und Kollegen Rudolf Horowitz angeheuert, weil dieser zu einem Tatort gerufen wird, der ihn viel zu sehr an eine fünf Jahre vergangene Mordserie erinnert, bei dem er selbst so schwer verletzt wurde, dass er seitdem im Rollstuhl sitzt. Damals haben Horowitz und Sneijder den Serienmörder Piet van Loon zur Strecke gebracht, der nun in einer psychologischen Sicherungshaftanstalt einsitzt und rein logisch betrachtet, nicht wieder der Täter sein kann. Aber wer auch immer, die Mordserie nachahmt, scheint ähnlich genial wie Piet zu agieren oder gar in dessen Auftrag unterwegs zu sein. Doch den Mörder von damals und Maarten S. Sneijder verbindet noch viel mehr als ein Katz-und-Maus-Spiel in der Vergangenheit. Deshalb will der grantige Profiler, die neue Mordserie schnellstmöglich aufklären, zumal die Opfer ihm allesamt persönlich bekannt sind und es sich dabei um Menschen handelt, mit denen er auf Kriegsfuß steht. An seiner Seite ermittelt die junge BKA Angestellte Nemez, die einst Sneijders Studentin war und eine herausragende Größe ihres Jahrgangs. Schon bald entdeckt Sabine Nemez Ungereimtheiten und ahnt, das Sneijder weder die ganze Wahrheit sagt, noch den wahren Hintergrund beleuchtet, in dem er selbst keine unwesentliche Rolle spielt …

Meinung

Der österreichische Bestsellerautor Andreas Gruber thematisiert in seinem 3. Band der Sneijder/ Nemez Reihe die Märchen von Hans Christian Andersen, denn alle Ermordeten fallen einer regelrechten Inszenierung zum Opfer, bei der sich der Bezug zum jeweiligen Märchen problemlos herstellen lässt. Nachdem das Ermittlerduo diesen Knackpunkt gefunden hat, können sie sich bestmöglich auf Mörderjagd begeben, weil sie wissen, nach was sie Ausschau halten müssen. Die grundlegende Idee zu diesem Thriller gefällt mir sehr gut, die Umsetzung jedoch finde ich weniger gelungen. Mein Hauptkritikpunkt an dieser Stelle ist der Gesamtaufbau des Thrillers, denn ich hatte das Gefühl zu Vieles ist nur konstruiert, zu unrelevant sind die einzelnen Verbindungslinien und auch das Spannungsniveau steigt erst nach gut der Hälfte des Buches etwas an, während sich die Ereignisse am Ende regelrecht überschlagen und nicht minder gewollt erscheinen.

 Es missfällt mir zum Beispiel, dass die Vergangenheitsgeschichte immer wieder eingeflochten wird, ohne dass man die direkte Verbindung erkennt. Ebenso fragwürdig empfand ich die inhaltlichen Ausflüge in den Hochsicherheitstrakt der psychiatrischen Einrichtung für Schwerverbrecher, denn nur ein Bruchteil der Ereignisse dort spielen für die Geschichte eine wichtige Rolle.

Und auch das Ermittlerduo Sneijder/ Nemez erfüllt nicht wirklich meine Ansprüche, denn die Hauptprotagonisten sind nicht nur eigenwillige Charaktere, die man nur schwer mögen kann, ihre Zusammenarbeit ist auch aufgezwungen und nicht frei von Lügen und Halbwahrheiten. Doch das Geflecht insgesamt hat mich stellenweise ziemlich gelangweilt und es ist müßig, nicht nur die Delikte zu hinterfragen, sondern auch noch die Menschen, die eine zentrale Rolle spielen. 

Fazit

Ich vergebe gut gemeinte 3 Lesesterne, die inhaltlich eher abzurunden sind, während mir der Schreibstil doch ganz gut gefällt. Da ich dieses Jahr bereits einige Bücher aus der Feder des Autors gelesen habe, möchte ich behaupten, dies ist eines seiner schlechteren Werke, denn es fehlt mir der Bezug zum Hauptgeschehen. Trotz der Tatsache, dass es sich hier um einen äußerst persönlichen Fall handelt, der noch dazu extreme Konsequenzen nach sich zieht, bin ich am überlegen, ob ich diese Reihe weiterverfolge oder eher nicht. Für einen Spannungsroman bleibt er definitiv hinter meinen Erwartungen zurück, ein Pluspunkt ist vielleicht noch die psychologische Komponente im Mittelteil, bei dem der Leser einige Einblicke in den Kopf eines Serienmörders bekommt. Für echte Fans sicherlich lesenswert, andernfalls kann man darauf verzichten.