Rezension

Nicht ganz das, was man erwartet

Priester, Neffe, Tod - Thomas Bäumler

Priester, Neffe, Tod
von Thomas Bäumler

Bewertet mit 3 Sternen

Kurzbeschreibung:
Georg Hornberger – geachteter Theologe, Prälat und Ehrenbürger seines oberpfälzischen Heimatortes – wird brutal ermordet aufgefunden. Nicht nur die Polizei steht vor einem Rätsel. Die angehende Journalistin Gerti Zimmermann beginnt zu recherchieren. Ihre Ermittlungen, die sie bis nach Prag führen, lassen ihr keine Ruhe. Im Tagebuch des Junkies Josef, des Neffen des Ermordeten, findet sie einen erstaunlichen Hinweis: Josef wurde als Jugendlicher von seinem Onkel sexuell missbraucht. Gerti erforscht die Familiengeschichte des Ermordeten und entdeckt Geheimnisse, deren Lüftung vielen Beteiligten ein Dorn im Auge zu sein scheint. Werden ihre Ermittlungsergebnisse Gehör finden? Ist die Redaktion der Zeitung bereit, die Wahrheit zu drucken?

Thomas Bäumler kreiert den ersten Fall der blutjungen Gerti Zimmermann, die noch am Anfang ihre Karriere steht. Auf der Bühne dieses ländlich geprägten nordbayrischen Umfeldes durchlebt eine katholische Familie ihre Tragödie. Eine sozialkritische Kriminalgeschichte mitten in Deutschland um Medienmacht, Meinungsfreiheit und Glauben. Und über sexuellen Missbrauch.

Meinung:
Es fällt mir gar nicht so leicht, das Buch zu bewerten, da es einerseits gar nicht dem entspricht, was ich mir unter einer Kriminalgeschichte vorstelle, aber es sich andererseits doch recht interessant lesen lies.

Zum einen lag dies für mich persönlich natürlich am großen Heimatbezug. Ich komme aus der beschriebenen Ecke und finde es immer wieder schön Orte und Beschreibungen von Sehenswürdigkeiten, die man schon öfters mit eigenen Augen gesehen hat, in einem Roman beschrieben vorzufinden. Vor allem bei solch einer ländlichen Gegend, in der dies nicht allzu oft vorkommt.

Die Geschichte startet wie erwartet, mit einem bestialischen Mord, bei dem die Frage nach den Motiven und dem Täter auftauchen. Es gibt auch kurze Ermittlungen, als diese jedoch im Sand verlaufen, macht sich die Volontärin Gerti daran alles über die Familie des Toten herauszufinden, was dann auch ausführlich beschrieben wird. Als ihr dann das Tagebuch von Josef in die Hände fällt, nimmt dessen Lebensgeschichte zwei Drittel des Buches ein. Dabei erscheinen einige Erzählungen etwas langatmig und unnötig für die Handlung, sorgen aber doch auch dafür, ein genaues Bild über die Familie zu bekommen und die ganze Tragik der Lebensgeschichte des jungen Josefs zu begreifen. Somit ließen sich die ausführlichen und nicht immer extrem bedeutenden Ausführungen trotzdem relativ zügig lesen.

Meiner Meinung nach wird im Klappentext schon viel zu viel verraten. Würde das mit der Vergewaltigung nicht erwähnt werden, wäre die Spannung bestimmt etwas größer. Außerdem werden die auf dem Klappentext aufgeworfenen Fragen nur ganz am Ende und relativ knapp abgehandelt. Sodass der Großteil des Romans sich wirklich nur mit der Lebensgeschichte von Josef beschäftigt und für mich eher eine persönliche Erzählung als eine Krimigeschichte darstellt.

Die Auflösung des Falles selbst war am Ende zwar doch ein wenig anders als zu Beginn erwartet, aber man konnte es sich vor der Erklärung dann auch selbst zusammen reimen.

Fazit:
Wenn man aus der beschriebenen Ecke kommt, oder ländlich angehauchte tragische Lebensgeschichten mag, kann man den Roman ganz gut lesen, aber alle die sich einen spannenden, sozialkritischen Krimi erwarten werden wohl eher enttäuscht werden. Von mir gibt’s solide 3 Sterne.