Rezension

Nicht ganz durchdacht

Oneiros - Tödlicher Fluch - Markus Heitz

Oneiros - Tödlicher Fluch
von Markus Heitz

Bewertet mit 3.5 Sternen

Eine Passagiermaschine landet problemlos und kracht dann führerlos in ein Flughafenterminal, alle an Bord sind tot – bis auf einen. Dann gibt es noch mehr unerklärliche Todesfälle. Steckt eine Terrorgruppe dahinter? Woran sind die Toten gestorben?

Der Roman startet, wie von Markus Heitz gewohnt, phänomenal. Der Prolog an Bord der Passagiermaschine sowie die Einführung des Bestatters Konstantin Korff sind sehr gut gelungen, der Leser ist sofort im Geschehen und gespannt, welche Erklärungen der Roman liefern wird. Die Szenen rund um den Bestatter gehen unter die Haut und gruseln – und sind doch nur normales Bestatter-Geschäft. Die Einführung in die Thematik „Tod“ ist gelungen.

Nach und nach liefert der Autor Erklärungen, leider muss ich sagen, dass mich nicht alles überzeugen konnte, in meinen Augen gibt es ein paar Logiklöcher, ist nicht alles wirklich durchdacht (warum lässt sich der Tod durch Wände aufhalten? Wie werden die im Buch thematisierten Fähigkeiten ausgelöst, da sie offenbar nicht von Geburt an vorhanden sind? Oder, wenn sie von Geburt an vorhanden sind, warum wirken sie dann nicht? Warum ist eine der Figuren in ein Stadion gegangen, da sie ihre Zielperson viel einfacher hätte treffen können?), der Autor hat sich da um die eine oder andere Erklärung gedrückt. Auch wenn wir hier einen letztlich fiktionalen Roman vorliegen haben, so erwarte ich doch eine innere Logik.

Der Roman ist recht spannend, u.a. wegen seiner Perspektivewechsel und der dadurch bedingten kleinen Cliffhanger, allerdings bin ich vom Autor mehr gewohnt. Die hin und wieder eingestreuten Actionszenen sind gelungen komponiert. Der Roman handelt vom Tod, was hier durchaus nicht nur spirituell zu verstehen ist. Das Thema ist interessant, Interpretaton und Ausarbeitung durch den Autor originell. Sehr gut haben mir auch die Märchen gefallen, die Konstantin bei seiner Suche helfen sollen und die in voller Länge im Buch abgedruckt werden und dem Leser die Möglichkeit liefern, mit zu spekulieren.

Die Charaktere gefallen mir gut, vor allem Konstantin Korff wird tiefgehend gezeichnet und ist sehr sympathisch, obwohl in seiner Vergangenheit auch Negatives angedeutet wird. Darüber hätte ich gerne mehr erfahren, sicher wäre hier genug Stoff für einen weiteren Roman. Auch die anderen Charaktere sind gut durchdacht und bis in kleine Nebenrollen gut ausgeformt. So hat mir z. B. der neue Auszubildende Konstantins gut gefallen.

Auch das – recht offene – Ende bietet Möglichkeiten für weitere Romane. Mir gefällt dieses offene Ende übrigens recht gut, es passt und überlässt es dem Leser sich weiter Gedanken zu machen, z. B.  kann sich, ein bestimmter Verdacht bzgl. einer Person ergeben, der nicht aufgelöst wird. Wer Heitz kennt, weiß, dass bei ihm alles möglich ist, lassen wir uns also überraschen, vielleicht werden wir den einen oder anderen Charakter in einem anderen Roman wiedertreffen.

Ich bin ein großer Markus-Heitz-Fan, besitze alle Bücher von ihm, habe die meisten schon gelesen, bisher war ich jedes Mal sehr begeistert. Dieses Mal bin ich jedoch etwas enttäuscht worden, denn Logiklöcher mag ich nicht so gerne. So ist für mich dieser Roman der schlechteste, den ich vom Autor bisher gelesen habe. Von mir gibt es 3,5 Sterne. Empfehlen kann ich den Roman trotzdem. Wahrscheinlich wird nicht jeder so empfindlich auf Logiklücken reagieren, sie ev. gar nicht als solche wahrnehmen. Ein Stück gute Unterhaltung ist der Roman allemal.