Rezension

Nicht ganz perfekt

Eines Abends in Paris - Nicolas Barreau

Eines Abends in Paris
von Nicolas Barreau

Bewertet mit 4 Sternen

Alain Bonnard führt ein kleines Lichtspielhaus im alten Stil in Paris. Er ist eigentlich ganz glücklich, sehnt sich aber heimlich nach einer Kinobesucherin, die jeden Mittwoch in sein Kino kommt. Animiert durch seinen Freund spricht er sie an, um sie nur kurze Zeit wieder in Paris zu verlieren … Wird er sie wiederfinden können?

Eine Welt voller schüchterner Charaktere wartet auf den Leser, wenn er dieses Buch beginnt zu lesen. Alain ist schüchtern, aber gar nicht so weltfremd, wie er erst wirken mag.

Die Frau, in dem roten Mantel, ist zum Teil unnahbar, aber auch reizend und liebenswert. Jede Figur verkörpert zwei Seiten in sich und bildet damit andere Facetten auf, die es zu entdecken gilt.

Erfrischend und zielstrebig sind hingegen die Charaktere, die aus den USA hereinschneien und ganze Leben durcheinander bringen. Auf Amazon munkelt man, sie sind einigen echten Hollywoodschauspielern und Regisseuren sehr ähnlich, ich habe es nicht bemerkt. Hinsichtlich solcher Menschen kann ich aber recht schlecht Vergleiche ziehen, weil ich oft Schauspieler einfach verwechsele.

Paris, Paris – wie immer wunderschön. Wenn es kitschige Liebesgeschichten geben darf, dann nur an diesem Ort. Außerdem sind es die Pariserinnen, die diesen wunderbaren, manchmal alten Klamottenstil wieder aufleben lassen und der rote Mantel passt wunderbar in dieses Bild. Außerdem liebe ich es, wenn im Roman Plätze vorkommen, an denen ich selbst schon gestanden habe.

Paris und die Liebe – diesmal in der Konstellation schüchterner Mann fragt schüchterne Frau. Das ganze Umfeld der Geschichte mag ich sehr. Ich verstehe, dass Alain an dem kleinen Kino hängt und seinen Traum verwirklicht hat. Wie schön ist es in einem kuscheligen Kino mit viel Beinfreiheit, kleinen Lampen und roten Plüschsesseln zu sitzen? Unendlich schön! Das letzte Mal durfte ich vor vier Jahren in so einem kleinen Kino sitzen, wo man noch nach einer Bedienung klingeln konnte.

Seinen Traum verwirklich und auch daran festzuhalten, davon erzählt die Geschichte auch, aber gleichzeitig redet sie von schüchterner Liebe nach einer Verletzung. Fast jeder Mensch hat so etwas schon erlebt. Es ist also keine neue Geschichte mehr, die wir hier lesen könnten, aber eine sehr liebevolle.

Nachts durch Paris zu stolpern und plötzlich zwei Filmstars gegenüberzustehen, stelle ich mir genauso spannend vor, wie es Alain vorkommt. Dass diese Begegnung sein Leben völlig durcheinander bringt, peppt die Geschichte auf und macht sie ein bisschen unberechenbar.

Trotzdem finde ich das Ende nicht ganz so gelungen. Es wirkt zusammengebastelt, sodass alles schnell passen musste. Die Heimlichkeit hat mir gefällt, der letzte Tropfen Traurigkeit, der in den anderen Bücher immer den 5 Bücherpunkte Effekt erzeugt hat.

Das Cover ist traumhaft und verbindet den Inhalt wunderbar mit Paris und der jungen Frau. Auch der Satz des Textes hat mir sehr gut gefallen, das gesamte Buch lässt sich dadurch leicht und flüssig lesen. Natürlich trägt die Schreibweise des Autors auch dazu bei.

Bis jetzt habe ich alle Barreau Romane gelesen und war meistens sehr begeistert. Diesmal gibt es nur vier Sterne, weil mir der gewisse Funke gefehlt hat. Zwar habe ich darauf gehofft, dass Alain seine Frau im roten Mantel findet, empfand aber die Verbindung sehr künstlich und nicht rein magisch und liebevoll, wie bei den anderen Romanen.