Rezension

Nicht ganz so ausgewogen wie der erste Band

Die Schwestern von Mitford Manor - Gefährliches Spiel - Jessica Fellowes

Die Schwestern von Mitford Manor - Gefährliches Spiel
von Jessica Fellowes

Pamela, die zweitälteste der Mitford Schwestern, wird 18 Jahre alt und um dieses Ereignis gebührend zu feiern, lädt Nancy die illustre Runde ihrer Freunde nach Mitford Manor ein. Die Geburtstagsfeier endet jedoch mit einem schrecklichen Todesfall, als Adrian vom Kirchturm des Anwesens stürzt und das Dienstmädchen Dulcie sogleich als Täterin ausgemacht wird. Das Kindermädchen der Mitfords, Louisa Cannon, glaubt jedoch felsenfest an die Unschuld von Dulcie und ermittelt auf eigene Faust in der Sache.

Jessica Fellowes historische Krimi-Reihe um die Mitford-Schwestern geht mit »Gefährliches Spiel« in die zweite Runde. Wie auch schon im ersten Buchband verknüpft die Autorin historische Persönlichkeiten mit einer fiktionalen Geschichte und entführt uns dieses Mal in die glamouröse Welt der »Roaring Twenties«. Mitten im Geschehen Nancy, die älteste der Mitford Schwestern, welche Umgang mit einem illustren Freundeskreis pflegt und ihre jüngere sowie ruhigere Schwester Pamela in diese Gesellschaft einführt.

Während sich die Autorin im ersten Band der Reihe Nancy Mitford gewidmet hat, soll nun ihre drei Jahre jüngere Schwester Pamela in den Mittelpunkt gerückt werden. Dies ist der Autorin jedoch in meinen Augen nicht wirklich hundertprozentig geglückt, denn alleine durch Pamelas zurückhaltende Persönlichkeit wird ein guter Teil der Geschichte von der selbstbewussten Nancy dominiert. Außerdem kommt hinzu, dass auch wieder das Kindermädchen Louisa Cannon mit ihrer neugierigen Schnüfflernase eine tragende Rolle für den Handlungsverlauf beigemessen bekommt.

Besonders gut gelungen ist Jessica Fellowes aber wieder der Spagat zwischen Kriminalroman und Gesellschaftsroman, denn dieses Mal stechen die Standesunterschiede zwischen den Mitford-Schwestern und ihrem begünstigten Leben voller Müßiggang und Vergnügungen im Vergleich zu dem Leben der Dienerschaft und der arbeitenden Bevölkerung, wie z. B. den jungen Polizisten Guy Sullivan und Mary Moon, äußerst kontrastreich heraus. Dank dieser Seite wird die Geschichte sicherlich auch Fans der Serie »Downton Abbey« gefallen. Der mysteriöse Sturz in den Tod gleich zu Beginn der Geschichte sorgt für eine Brise Spannung und durch die Verdächtigung des Dienstmädchens Dulcie, wird sogleich Louisas ausgeprägter Gerechtigkeitssinn wachgerufen. Zusammen mit dem jungen Polizisten Guy beweist Louisa erneut ihr Talent in Sachen Verbrechensaufklärung. Jedoch muss ich sagen, dass sich der Fall dieses Mal als nicht ganz so ausgewogen und rund wie beim ersten Buch herausstellte.

Für ein gutes Verständnis gegenüber den agierenden Hauptprotagonisten ist es auf jeden Fall ratsam zuerst den ersten Band der Reihe »Die Schwestern von Mitford Manor – Unter Verdacht« zur Hand zu nehmen, denn es kommen nun einige neue Charaktere aufs Spielfeld, die es näher kennenzulernen gilt. Der Freundeskreis von Nancy Mitford besteht aus interessanten Individuen, welche perfekt in die goldenen Zwanziger Jahre passen und durch den passenden Hintergrund von Jazzbars erweckt Jessica Fellowes diese turbulente Zeit mit neuem Leben.

Neben dem wilden Partyleben der »Bright Young Things« bekommt man auch noch eine ganz andere Seite Londons präsentiert, nämlich die Kreise der Berufsverbrecherin Alice Diamond und ihrer Frauengruppe, die anstatt in Armut zu leben sich für ein Leben wider des Gesetztes entschieden haben. Sie waren für ihre Diebstähle und ihre extravagante Kleidung bekannt und man konnte sie meist beim ausgelassenen Feiern antreffen. Für dieses freizügige Leben nahmen die Diebinnen lange Freiheitsstrafen in Kauf, nur um der Armut entkommen zu können.

Mich konnte Jessica Fellowes mit ihrem kriminalistischen Roman, der vor allen Dingen durch die gesellschaftlichen Betrachtungen überzeugt, gut unterhalten. Trotzdem muss ich sagen, dass mir der erste Band als Gesamtpaket abgerundeter vorkam und im Ganzen betrachtet einfach mehr zusagte. Ich freue mich aber jetzt schon auf das nächste Abenteuer, denn vor allen Dingen Louisa und Guy habe ich mittlerweile sehr in mein Herz geschlossen.

Fazit

Nicht so ausgewogen wie der erste Band, dennoch hat mich die Mischung aus Krimi und Gesellschaftsroman gut unterhalten.