Rezension

Nicht ganz so gut wie der erste Band

Venetian Vampires 2 - Gabriele Ketterl

Venetian Vampires 2
von Gabriele Ketterl

Bewertet mit 4 Sternen

Sie haben ihren größten Feind besiegt und die Seinen vor dem sicheren Tod gerettet. Doch die Gefahr ist noch nicht gebannt.
Und gerade dann begegnet einer von ihnen der Frau seines Lebens.

 

Angel Cruz Trujillo hält sich und seine Familie als Söldner über Wasser, indem er Kaufleute auf ihren Reisen beschützt. Aus diesem Grund ist er nicht Zuhause, als in seinem Viertel die Pest wütet und der Bischof der Stadt die Straßen der Armen hermetisch abriegeln lässt, um eine Ausbreitung der Krankheit zu verhindern. Damit verurteilt er Angels Frau und seinen kleinen Sohn zum Tode. Der junge Mann beschließt sich zu rächen, kann jedoch der Übermacht der Soldaten des Kirchenmannes nichts entgegensetzen. Halbtot wird er bei den Pesttoten zurückgelassen, dort aber von Vittorio gerettet und in einen Vampir verwandelt. Obwohl er so die Gelegenheit erhält, seine Feinde zu bestrafen, nimmt ihn der Verlust seiner Lieben Jahrhunderte später immer noch mit. Bis er in Spanien Vera kennen lernt.
Allerdings wird ihr gemeinsames Glück von alten Gegnern bedroht.

 

 

Nachdem mir Kinder der Dunkelheit so gut gefallen hat, habe ich mich tierisch auf den zweiten Teil der Venetian Vampires Serie gefreut. Und obwohl ich es genossen habe, all die alten Bekannten wiederzusehen, konnte mich der Nachfolger nicht genauso sehr packen.
An den Figuren lag das allerdings weniger. Angel hatte ich bereits im ersten Band direkt ins Herz geschlossen und war deswegen umso begieriger, seine Vorgeschichte zu erfahren. Diese hat mich genauso mitgenommen wie diejenige von Luca, so ergreifend und emotional ist sie geschrieben. Der Hauptcharakter bekommt hier wesentlich mehr Tiefe als im Vorgänger, was mich am meisten begeistert hat. Auf die Weise erscheint auch seine Annäherung an Vera weitaus lebensnaher und nachvollziehbarer, sodass ich die zwei schnell lieb gewonnen habe.
Und selbst die restlichen Protagonisten sind wieder wunderbar authentisch dargestellt, dass ihre jeweiligen Schicksale mich ganz schön mitgenommen haben. Man lernt zudem völlig neue Seiten an jedem von ihnen kennen, da sie mit komplett anderen Situationen konfrontiert und gleichzeitig mal aus ganz anderen Perspektiven beleuchtet werden. Das fand ich besonders interessant zu beobachten und bin schon neugierig, ob im Abschluss der Reihe weitere Szenen dieser Art auftauchen.

 

Der Schreibstil konnte mich ebenso erneut begeistern: Er ist sehr flüssig zu lesen und trotzdem an so vielen Stellen wunderschön poetisch und atmosphärisch, dass man nicht nur die einzelnen Handlungsorte beinahe direkt vor Augen hat, sondern auch die jeweiligen Stimmungen, die über allem liegen. So wird man rasch mitten ins Geschehen hineingezogen und das macht einen erheblichen Prozentsatz der Spannung und Vielschichtigkeit aus, die das Buch durchzieht. So manche unerwartete Wendung tut ihr Übriges dazu und überrascht den Leser jedes Mal aufs Neue.
Leider sind einige Ereignisse dennoch zu vorhersehbar, was zu ein paar Längen zu Anfang und im Mittelteil führt. Außerdem konnten mich diesmal der Bösewicht und sein weitreichender Plan nicht so mitreißen wie der verrückte, von Rache zerfressene Perdikkas und seine Ränkespiele. Die Grundidee ist an sich wirklich nicht schlecht, aber im Vergleich zum Auftakt der Trilogie kann sie nicht in gleichem Maße überzeugen. Mal sehen, was Geschenk der Nacht in dieser Hinsicht zu bieten hat.

 

Fazit

 

Die Raben Kastiliens ist ein qualitativ beinahe gleichwertiger Nachfolger zu Kinder der Dunkelheit. Die bekannten Figuren werden nachvollziehbar weiterentwickelt und mal von anderen Seiten beleuchtet. Der qualitativ hochwertige Schreibstil vermittelt die richtige Atmosphäre und ist gleichzeitig wunderbar flüssig zu lesen. Und besonders zum Schluss kann man sich der Spannung in der Handlung kaum entziehen, bis die letzte Seite erreicht ist.
Dennoch stören zwischendurch einige Längen die Geschichte und auch der Bösewicht und seine Pläne konnten mich nicht völlig überzeugen.
Wer den ersten Teil verschlungen und Gabriele Ketterls Vampirversionen ins Herz geschlossen hat und zudem noch sehr bildlich geschriebene Bücher liebt, der sollte sich dieses hier unbedingt mal genauer ansehen!