Rezension

Nicht ganz überzeugend

Hotel Cartagena - Simone Buchholz

Hotel Cartagena
von Simone Buchholz

Bewertet mit 4 Sternen

,,Hotel Cartagena" ist der nunmehr 9. Band um die coole und unkonventionelle Staatsanwältin Chastity Riley. Ohne Kenntnis wenigstens einiger Vorgängerbände wird man sich mit den Figuren und ihren etwas komplizierten Beziehungen untereinander aber wohl etwas schwer tun.

Die Geburtstagsfeier eines Kollegen in einer schnieken Hotelbar mit Blick auf den Hamburger Hafen sollte etwas ganz Besonderes werden. Doch dann stürmen zwölf schwerbewaffnete Männer die Bar und nehmen die Angestellten und alle Gäste der Bar als Geiseln. Merkwürdigerweise verzichten die Geiselnehmer allerdings auf Forderungen. Erst allmählich wird klar, dass es ihnen vor allem um eine der Geiseln, Konrad Hoogsmart, geht. Und offenbar plant der Anführer der Geiselnehmer mit ihm eine ganz persönliche Abrechnung.

Im zweiten, parallel erzählten Handlungsstrang, der in den Achtzigern in St. Pauli beginnt, erfährt man die Vorgeschichte. Ein junger Mann, der das Abenteuer und die Freiheit sucht, nimmt ein Schiff nach Kolumbien und macht im titelgebenden ,,Cartagena" Geschäfte mit den falschen Leuten. Die Drogengeschäfte bringen ihm zwar zunächst Arbeit, Geld und sogar privates Glück ein, jedoch bleibt er immer abhängig von seinen Auftraggebern. Und diese Abhängigkeit wird ihm letztendlich zum Verhängnis.

Geschickt werden die beiden Handlungsebenen miteinander verwoben, sodass man die Motive des Geiselnehmers allmählich nachvollziehen kann. Diese Hintergrundgeschichte berührt einen als Leser und man ist sogar versucht, sich mit den Tätern zu identifizieren.

Allerdings sind die Passagen, in denen es um Chastitiy Riley geht, teilweise schwer nachvollziehbar. Nachdem sie sich gleich zu Beginn der Party am Daumen verletzt, geht es ihr im Laufe des Abends immer schlechter, teilweise scheint sie sogar zu phantasieren, was die Lektüre stellenweise etwas anstrengend gestaltet.

Simone Buchholz Stil in all seiner Knappheit und Unangepasstheit ist gewöhnungsbedürftig, gefällt mir persönlich aber ausnehmend gut. Die gewagten sprachlichen Bilder und extrem verknappte Dialoge heben sich von der Durchschnittskrimi-Sprache wohltuend ab.

Allerdings konnte mich dieser 9. Band inhaltlich nicht so recht überzeugen. Vielleicht gibt es für Chastity ja einen Neubeginn nach der Auszeit in Glasgow?