Rezension

Nicht ganz verdienter Hype

Endgame: Die Auserwählten
von James Frey

Bewertet mit 3 Sternen

Inhalt:

Als zeitgleich auf der Erde zwölf Meteoriten einschlagen, wissen nur wenige Menschen was wirklich dahintersteckt. Für die zwölf Auserwählten von Endgame ist jedoch klar: Das Spiel hat begonnen! Jeder der Meteoriten enthält eine Nachricht für einen der Spieler, die diese entschlüsseln müssen und die sie zu einem geheimen Ort führt, an dem sich alle das erste Mal gegenüberstehen. Es gilt die Hinweise richtig zu deuten, Rätsel zu lösen und die drei Schlüssel zu finden, Aber nur einer der zwölf Spieler kann gewinnen, nur seine Linie wird weiterhin bestehen, während alle anderen Menschen sterben.

Meine Meinung:

Schon vor dem Erscheinungstermin des Buches bestand ja schon ein richtiger Hype um Endgame. Es gibt ein Handyspiel, jeder der zwölf Spieler hat eine eigene Facebookseite und zusätzlich lockt ein Gewinn von 500.000 Dollar in Gold beim erfolgreichen Lösen des riesigen Krypto-Rätsel. Wer kann es mir also übel nehmen, dass ich mit ziemlich hohen Erwartungen mit dem Lesen von „Endgame“ begonnen habe?

Leider hat das Buch aber für mich nicht ganz gehalten, was es versprochen hat. Anfangs war ich noch richtig begeistert von der tollen Aufmachung des Buches, den eingravierten Zeichen und dem goldenen Schutzumschlag, doch schon bald hat meine Euphorie nachgelassen. Durch die ständigen Perspektivenwechsel lernt man zwar jeden der zwölf Spieler zumindest mal kurz kennen, allerdings erfährt man über Spieler wie Sarah, Jago und Chiyoko sehr viel, über Aisling, Shari oder Kala hingegen jedoch erst sehr wenig. Ich hatte echte Probleme, die Charaktere erst mal kennenzulernen und auseinanderzuhalten! Schon da kam mir langsam die Frage auf: Hat sich der Autor James Frey mit „Endgame“  vielleicht zu viel vorgenommen?

Erhebliche Schwierigkeiten hatte ich auch mit dem Schreibstil. Vor allem die auktoriale Erzählperspektive, die oft am Kapitelanfang vorkam, hat mir nicht gefallen. Dadurch hat es auf mich oft zu dramatisch und unheilsvoll gewirkt, ist ein auktorialer Erzähler doch allwissend und nimmt eine distanzierte Perspektive ein. Als distanziert habe ich auch den „normalen“ Schreibstil empfunden, oft legt mir James Frey einen viel zu großen Wert auf die Handlungen um die Charaktere und zu wenig auf die Gefühle und Gedanken der Protagonisten. Auch der mythische Teil konnte mich nicht begeistern, ich hätte mir gewünscht, dass „Endgame“ realistischer bleibt bzw. dass das Spiel nur durch die Menschen zustande kommt und nicht durch irgendwelche göttlichen oder andersartigen Kräfte. Zusätzlich waren die historischen Aspekte sehr gut recherchiert und auch interessant, aber in Verbindung mit den Infos zu den Spielern war es mir einfach etwas zu viel an Gesamtinformation, die man sich merken musste. Hätte ich das Lesen wohl für etwas längere Zeit unterbrochen, hätte ich wohl echt Probleme gehabt, wieder in die Geschichte reinzufinden. Durch die ständigen Perspektivenwechsel wird es nämlich auch nicht einfacherer, den roten Faden und den Überblick nicht zu verlieren.

Auch meine Gedanken zu den Charakteren sind sehr unterschiedlich. Sarah mochte ich eigentlich sehr gerne, sie wirkt wie ein „normales“ Highschoolmädchen, auch wenn man gegen Ende ihre schonungslose Ader kennenlernt. Sie hat auf mich meist den Eindruck gemacht, Endgame nicht spielen zu wollen, hatte sie schon die Tage gezählt, bis sie nicht mehr bei Endgame dabei sein könnte. Ihren Freund Christopher hingegen, der Sarah auf ihrer Reise rund um den Globus folgt, fand ich schnell sehr nervig. Er wirkt arrogant und selbstverliebt und im Laufe des Buches habe ich mir immer mehr gewünscht, dass Sarah mit Jago zusammenkommt. Dieser Spieler wird zwar als nicht gerade der Hübscheste bezeichnet, aber er ist mutig und selbstbewusst, jedoch nicht überheblich. Ebenso hat mich oft überrascht, wie einfühlungsbewusst er sein konnte und er war mir bald der sympathischste männliche Spieler. Sarah und er arbeiten sozusagen zusammen, um den Erdschlüssel zu finden. Baitsakhan, Maccabee und Kala waren mir hingegen sehr unsympathisch. Sie sind brutal und gewaltberiet und kompromisslos-vor ihnen mussten sich die anderen Spieler echt ihn acht nehmen. Sehr gerne mochte ich die stumme Chiyoko, die überlegt handelt und nicht allzu gewaltbereit ist. Sie wirkt am geheimnisvollsten und beobachtet die anderen Spieler gespannt. An fand ich besonders aufgrund seiner Vergangenheit sehr interessant, auch wenn ich ihn nicht sonderlich gerne mochte. Zu Shari, Marcus, Hilal, Aisling und Alice hat man leider nur relativ wenig erfahren und so konnte ich mir noch kein wirklich gutes Bild von diesen Spielern machen.

Hier kommen wir aber zum großen Pluspunkt bei „Endgame“: Ich wollte das Buch gar nicht aus der Hand legen, da es mich ungemein gefesselt hat. Die Handlung schreitet rasant fort und es wird schnell richtig spannend. Man hüpft mit den Protagonisten von einem Handlungsschauplatz zum nächsten und besonders die Begegnungen zwischen den Protagonisten sind sehr interessant und packend. Jedoch ist es bestimmt nichts für Leute mit schlechten Nerven, denn oft geht es auch ziemlich brutal zur Sache und es fließt nicht wenig Blut!

Fazit:

„Endgame“ konnte mich zwar fesseln wie es nur selten ein Buch konnte, aber es hat auch viele Schwachstellen. Manche Charaktere lernt man kaum kennen, den Schreibstil empfand ich als zu distanziert und ich hatte oft erhebliche Probleme, den Überblick zu behalten. Alles in allem hat es auf mich gewirkt, als ob sich der Autor zu viel vorgenommen hatte. Zwar möchte ich „Endgame“ allen empfehlen, die sich gerne von Büchern mit manchmal recht brutaler Action fesseln lassen, aber von mir gibt es nur 3 von 5 Punkten.