Rezension

Nicht logisch, nicht überzeugend.

Die Yogaschwestern - Rain Mitchell

Die Yogaschwestern
von Rain Mitchell

Bewertet mit 1.5 Sternen

Fünf Frauen - fünf Geschichten. Lee und Alan sind das perfekte Paar, sie sehen gut aus, arbeiten zusammen und überhaupt. Allerdings ist ja nicht immer alles so, wie es scheint. Katherine war mal Junkie, gerettet wurde sie durch Lee. Und dann ist da noch Conor, in den sie sich verliebt hat - das geht natürlich auch nicht reibungslos ab. Graciela ist Tänzerin, hat sich verletzt und will doch unbedingt für Beyonces neustes Video tanzen; ansonsten leidet sie eigentlich nur an mangelndem Selbstbewusstsein, obwohl sie strahlend schön ist. Stephanie hat von Selbstbewusstsein dagegen zu viel, zumindest scheinbar. Sie gehört zu den zig Produzenten, die in Hollywood um ein Engagement betteln und das bringt sie in eine wirklich schlechte Lage. Imani dagegen war schon am Sternenhimmel von L.A., als Schauspielerin weltbekannt und sehr beliebt, doch ein tragischer Schicksalsschlag, eine Fehlgeburt, macht sie depressiv und matt und zur Einsiedlerin.
Das Buch ist ein Klischee: Die drei augenscheinlich perfekten Frauen haben entweder kein Selbstbewusstsei oder erleiden einen tragischen Schicksalsschlag, eine Frau täuscht alles nur vor und die fünfte war mal ein wirklich böses Mädchen. Das bedeutet nicht, dass die Charaktere unsympathisch waren, nein. Allerdings kamen einige von ihnen zu kurz: Stephanie beispielsweise flippt aus, trinkt zu viel und dann kommt Graciela vorbei und plötzlich läuft alles wieder. Es hatte den Anschein, als hätte ihre Geschichte einfach nicht mehr richtig reingepasst und musste darum gekürzt werden. Imani hingegen läuft scheinbar nur von Yogastudio zu Yogastudio, doch so richtig erklärt wird nicht, warum sich ihr Leben nun ändert. Lee und Katherine werden in aller Ausführlichkeit behandelt und trotzdem ist das Ende ihrer Geschichten bei beiden sehr abrupt und plötzlich. Und Graciela, die hat meiner Ansicht nach eh kein großes Problem, ihre Geschichte ist schnell abgehandelt. Ansätze zu weiteren Problematiken und Hintergründen wurden von der Autorin schnell abgewürgt, obwohl gerade sie dieses farblose Wesen spannender hätten machen können.

Ein weiterer Kritikpunkt von meiner Seite ist aber auch der zeitlich Ablauf und der Aufbau. Ich habe kein Problem mit Zeitsprüngen, ganz im Gegenteil, das finde ich furchtbar interessant und es kann ein Buch wirklich aufwerten. Doch durch den personalen Erzähler werden zeitliche Abläufe zum Problem. Es ist richtig schwierig stellenweise, den Überblick zu behalten. Einer ist schon voraus, dann springt es auf einen anderen Zeitpunkt einer anderen Person, wieder zu einer anderen Person in einer anderen Zeit, in der plötzlich Person 1 anruft. Wirklich verwirrend. Ich habe einmal zurückblättern müssen, damit ich den Sinn dahinter verstehe, und das ist etwas, was mir eigentlich so gut wie nie passiert.

Außerdem hätte ich mir etwas mehr Yoga erhofft, denn so richtig liest man dazu nichts: Die Gefühle der jeweiligen Protagonistin in Bezug darauf werden erwähnt, ansonsten wird nur mit Bezeichnungen um sich geworfen, aber grundsätzlich hätte das Ganze auch im Pilateskurs oder im Ballett sein können - entgegen dem Titel ist Yoga meiner Ansicht nach nicht wesentlich für das Buch.

Auch irritiert hat mich die Bezeichnung "Freundinnen", denn gerade am Anfang des Buches kann man das wirklich noch nicht behaupten. Ich hatte erwartet, eine Gruppe zu sehen, die sich schon gebildet hat, doch über lange Strecken des Buches musste das erst geschehen. Vielleicht ist auch dies der Grund dafür, dass die eigentlichen Probleme stellenweise so gekürzt wurden. Ich muss aber auch sagen: Zumindest zum Großteil ist diese Entwicklung gut beschrieben, wenn auch nicht hundertprozentig erklärbar und nachvollziehbar. 

Fazit

Über lange Strecken ist das Buch unsicher geschrieben und in sich nicht stimmig. Oft fehlen mir die logischen Verbindungen und die Begründungen für bestimmtes Handeln oder bestimmte Ereignisse. Yoga hätte ich ein bisschen mehr erwartet, auch die Stimmung, die dadurch transportiert werden sollte. Die Wege der Protagonistinnen waren vorhersehbar und wenig überraschend. Interessante Ansätze wurden gleich in den Anfängen unterdrückt und weggeschrieben.