Rezension

Nicht meckern, sondern machen

Herr Schnettelbeck und das Geheimnis der verschwundenen Sterne - Verena Reinhardt

Herr Schnettelbeck und das Geheimnis der verschwundenen Sterne
von Verena Reinhardt

Bewertet mit 4.5 Sternen

Kennen Sie diese Leute, die gerne schimpfen, nörgeln und lästern? Am liebsten halblaut, sodass nicht sofort klar ist, von wem das Gebrabbel kommt, und sich dabei heimlich nach Gleichgesinnten umsehen, die sich spontan mit ihnen solidarisieren? So ein unerträglicher Zeitgenosse ist Herr Schnettelbeck. Jetzt ist er aber ein Mistkäfer, und darum geht er trotzdem als Held dieser Geschichte durch. Denn auf der Suche nach den Sternen, die er zum Rollen seiner Dungkugel benötigt, lernt der Griesgram auf seine alten Tage, wie Freundlichkeit, Toleranz, Ehrlichkeit und Eigeninitiative auch das eigene Leben bereichern können.

Die Suche nach den Sternen führt Herrn Schnettelbeck und seine mehrheitlich tierischen Mitstreiter – darunter die Kesselflickerin Tinea, den Spitzmäuserich Emil Wach, die Froschdame Martha und die Gewitterhexe Donna-Doria – nach Unterstadt, wo nur wirbellose Lebewesen leben dürfen.

Sauber und aufgeräumt ist Unterstadt, das gefällt Herrn Schnettelbeck. Und dass er sich hier nach Herzenslust beschweren darf. Ja, der regierende Bürgermeister fördert die Beschwerdekultur sogar, indem er an jeder Ecke Meinungsmaschinen betreibt, an der jeder Unterstadt-Bürger seine Anmerkungen loswerden kann.

Dass hier eine Diktatur herrscht, die auf Intoleranz und Volksverdummung aufgebaut ist, wird Herrn Schnettelbeck erst mithilfe seiner neuen Freunde klar. Und so wandelt sich der Beschwerdekönig Schnettelbeck zur treibenden Kraft einer raffinierten Umsturzbewegung, die schließlich auch die Sterne wieder zurück in den Himmel befördert.

Privat schafft der Einzelgänger Schnettelbeck es, zarte Bande zu der resoluten Käferdame Monifa zu knüpfen, die sein Herz mit ihrem Temperament und ihrer exotischen Ausstrahlung kapert. Doch da hat uns der aufgeblasene Mistkäfer schon lange für sich eingenommen.

Nicht nur meckern, sondern machen – das ist die zentrale Botschaft der Geschichte. Denn wer seine Energie mit Rummaulen verpulvert, verändert nichts. Ein wahres und wertvolles Lehrstück in Zeiten wie diesen, in denen viele Menschen lieber ihren halbgaren Senf im Internet absondern als im wahren Leben die Füße hochzukriegen.