Rezension

Nicht mein Fall

Sofia trägt immer Schwarz - Paolo Cognetti

Sofia trägt immer Schwarz
von Paolo Cognetti

Bewertet mit 2.5 Sternen

Sofia und ich sind leider nicht warm geworden miteinander. Waren die Episoden aus Sofias Leben Anfangs noch ganz interessant, hat mich die Bruchstückhafte Erzählweise irgendwann nur noch genervt. Wir begleiten Sofia quasi beim Aufwachsen, erleben aber immer nur ein kleines Stück aus ihrer jeweiligen Lebenssituation. Hin und wieder spielt Sofia fast gar keine Rolle, da erfahren wir Dinge aus dem Leben ihrer Tante und ihres Vaters. Das hat es mir sehr schwer gemacht nachzuvollziehen, warum Sofia ist, wie sie ist. Das Piratenthema zieht sich zwar durch das ganze Buch aber es gab einige Szenen, die sich ohne weitere Information kaum einordnen ließen.

Am schlimmsten war es wohl, dass ich mit Sofia zunehmend wenig anfangen konnte. Erst ist sie ein normales kleines Mädchen mit einem Pflaster auf der Brille um ihr Schielen zu korrigieren, dann plötzlich eine selbstmordgefährdete Punkerin, die mal ihre Eltern verleugnet und später ihre Mutter hasst – warum genau, wird leider nicht erwähnt. Und kurz danach wieder die begehrte angehende Schauspielerin. Dazu ist sie zickig, vorlaut, introvertiert, unreif und flatterhaft. Für mich hatte sie einfach keinen sympathischen Zug an sich, das hat das lesen recht frustrierend werden lassen. Aber andere Leser mögen das durchaus anders empfinden als ich.

Witzigerweise scheint Cognetti genau diese Kritik vorhergesehen zu haben. Im Buch macht ein junger Mann einen Film mit Sofia in der Hauptrolle. Als er diesen Film einem Freund vorführt, kritisiert er dessen Episodenhaftigkeit und dass er keine Handlung hat:
„Da stecken jede menge Ideen drin“ […] „Aber er [der Film] führt nirgendwo hin. […] Anfangs findet man das faszinierend, dann irritierend, und am Ende nervt es einfach nur und macht einen wütend. Im Kino werden die Leute nach der Hälfte den Saal verlassen.“ S. 227

Und genauso war mein Eindruck von diesem Roman. Zwar findet Cognetti am Ende eine nette Erklärung für die Episodenhaftigkeit. Aber für mich war das eher eine Ausrede. Letztlich traf es einfach keinen Nerv bei mir.