Rezension

Diese Rezension enthält Spoiler. Klicken, um alle Spoiler auf dieser Seite lesbar zu schalten.

Nicht mein Fall

Mein Name ist Monster - Katie Hale

Mein Name ist Monster
von Katie Hale

Bewertet mit 2 Sternen

Eine Dystopie über zwei Frauen und eine von einem Virus und Krieg leergefegte Welt. Das klingt doch in Zeiten von Corona nach guter und irgendwie gruseliger Lektüre, weil so ein Szenario gerade gar nicht mehr so abwegig scheint! Doch leider sind "Monster" und ich keine Freunde geworden...

Tatsächlich bin ich sogar ein bisschen ärgerlich: Da ist eine psychisch auffällige Frau, die nie jemanden an sich ranlässt, dann aber ein Mädchen findet und aus purem Egoismus und Einsamkeit quasi behält. Ja, sie versorgt das Mädchen aber alleine wegzugehen ist für sie ab sofort Tabu! Und dann schafft sie es beinahe noch, diesem Mädchen ebenfalls einen psychischen Knacks zuzufügen, indem sie einfach nicht richtig mit ihr redet, ihr nicht genug erklärt, ihr nichts von sich zeigt und gibt und dann auch noch ihre frisch aufkeimende sexuelle Lust verteufelt und erstickt an der absolut nichts, gar nicht, nicht das geringste unnormal war. Anders als an ihren eigenen Verhaltensweisen.

Es ist nicht leicht ein Buch mit nur zwei Figuren zu mögen, wenn man einer davon durchgehend eine runterhauen will. Ich hätte mir außerdem mehr Entwicklung gewünscht! Die Frau, Mutter, macht so viel durch: Die Welt geht praktisch unter, jemand stirbt vor ihren Augen, sie hat Angst, kämpft mehrfach ums Überleben und hat das unglaubliche unglaubliche Glück einen weiteren Menschen und einen Ort zu finden, an dem sie weiterleben kann. Und all das macht mit ihrem Charakter - nichts! Ok, sie kann beim Mädchen Berührungen zulassen. Viel Gebrauch macht sie davon allerdings nicht und warum sie überhaupt so ein Problem mit Nähe hat wird ebenfalls nie erklärt. Ich mag es nicht, wenn Charaktere einfach grundlos seltsam bzw "anders" sind, weil es sie als Figur eventuell interessant macht. Ohne jede Begründung. Wenn sie durch ihre Erlebnisse im Zuge der Apokalypse so geworden wäre, könnte ich es ja verstehen. Aber sie war schon vorher so. Auch als Kind. Dabei erfahren wir sogar etwas über ihr liebevolles wie normales Elternhaus.

Etwas gerettet hat das Ganze das Mädchen. Hier findet zumindest etwas Entwicklung statt. Bei einer jungen Frau, die gerade vom Kind zum Teenager heranwächst aber auch das Mindeste. Ihre Gedanken sind positiv, naiv aber voller Wärme. Auch wenn Mutter es fast schafft, sie kaputtzumachen. Und versteht mich nicht falsch, ich glaube nicht, dass es die Intention der Autorin war, Mutter in ein so schlechtes Licht zu rücken!

"Ein Roman voller Güte und Empathie" sagt der "Guardian". Ha! Dort muss man ein anderes Buch gelesen haben! Für mich las es sich teilweise wie eine Art Psychokrieg zwischen den Frauen, weil sie einfach nicht miteinander reden, sich Dinge verheimlichen und den anderen deshalb nur vage interpretieren können. Kann man so bescheuert sein, als letzter Mensch auf der Welt?!

Der Roman war an sich kein totaler Reinfall, es ließ sich gut und schnell lesen und manchmal hatte die Sprache etwas poetisches. Auch die menschenleere Umgebung, verlassene Dörfer und geplündert Städte: Das hat einfach was. Aber je länger ich über die Geschichte nachdenke, desto mehr stößt mir unangenehm auf. Auch wie beispielsweise Homosexualität dargestellt wird ist unter aller Kanone!

Wer Endzeitszenarien mag und sich nicht an linearen Charakteren stört, der mag hier durchaus Freude dran haben. Für mich war es nichts.