Rezension

Nicht mein letzter Gardner

Du darfst nicht lieben - Lisa Gardner

Du darfst nicht lieben
von Lisa Gardner

Bewertet mit 4 Sternen

Der erste Satz
Er stöhnte und krallte seine Finger in ihre Haare.
 
Meine Meinung
Inhalt
Kimberly ist im fünften Monat schwanger. Dies hindert sie jedoch nicht daran sich an einen Fall zu wagen, der undurchsichtiger nicht sein kann. Es verschwinden immer mehr Prostituierte, doch niemand scheint sie zu vermissen, weswegen der Fall eigentlich gar nicht erst angenommen werden soll. Als sich jedoch Ginny, eine junge Frau bei Kimberly meldet und ihr ein paar Sachen berichtet ist alles in heller Aufruhr. Sie begeben sich auf die Suche nach dem "Spinnenmann", der in seinem Netz viele Fliegen eingesponnen haben soll. Werden sie den Fall aufklären können?

Statt nur mit den Augen, (...) kann man auch im Geiste sehen und mit dem Herzen Ausschau halten.
Seite 206

Charaktere
Kimberly sollte aufgrund ihrer Schwangerschaft vielleicht ein bisschen sentimental wegen ihrer Hormone sein, doch das zeigt sich keinesfalls. Sie ist eine sehr starke Ermittlerin mit einem vorlauten Mundwerk und versteht es sich unter den ganzen männlichen Kollegen durchzusetzen. Sie versucht allerdings sich und dem Baby während der Ermittlung keiner Gefahr auszusetzen, was ihr nur bedingt gelingt...
Mac ist der treusorgende Ehemann von Kimberly und findet es überhaupt nicht gut, dass seine Frau ihre Finger in diesem ominösen Fall hat. Er wünscht sich, sie würde zu Hause bleiben und sich mehr um sich selbst und das ungeborene Baby kümmern. Mac weiß genau, wie gefährlich der Job seiner Liebsten ist, denn er betreibt denselben.
Ginny, eine Prostituierte, hat es in ihrem Leben nicht leicht gehabt. Vielleicht ist sie genau aus dem Grund auf die "schiefe Bahn" geraten. Sie versucht den Ermittlern zu helfen den "Spinnenmann" zu fangen und begibt sich dabei selbst in Gefahr...

Du glaubst in Sicherheit zu sein, (...) Du glaubst, nur anderen passieren schlimme Sachen, (...)
Du kannst mir glauben, Ich bin der Burgerman.
Und ich werde kommen, um dich zu holen.

Seite 418/419   

Gesamt
"Du darfst nicht lieben" ist mein erster Roman von Lisa Gardner gewesen - jedoch wird es nicht der letzte sein! Die Autorin versteht es ihre Leser zu zwingen weiter zu lesen, obwohl einem schon fast die Augen zu fallen. An rasanter Geschwindigkeit mangelt es diesem Thriller weiß Gott nicht, wenngleich er an manchen Stellen leider ein bisschen ausgebremst wird. Es kamen ein paar Längen vor, die mich schon genervt haben.
Zum Glück wurde jedoch nach jeder "gemütlichen" Stelle wieder ein paar Gänge nach oben geschaltet, so dass das Tempo wieder sehr an Fahrt aufnahm. Man verliert sich in dem Thriller und nicht nur einmal wurde mir eine richtig gemeine Gänsehaut beschert. Ich habe vollen Respekt vor der Leistung, die Lisa Gardner hier abgeliefert hat. Sie schreibt sehr anschaulich, so dass mir manche Szenen richtig gehend Angst gemacht haben. Das Hintergrundwissen von Spinnen wurde von ihr hier richtig ausgeschöpft. Ich habe die acht beinigen Tiere vor Augen gehabt und musste mich ein paar Mal umschauen, weil ich Angst hatte, es würde sich eins dieser, für mich ekligen, Tierchen in unmittelbarer Nähe befinden.
Zu Anfang hatte ich ein paar Schwierigkeiten mich zurecht zu finden. Es kommen einige Charaktere vor, mit denen man sich erstmal anfreunden, sie kennen lernen muss. Zudem war ich auch zu Beginn der Geschichte ein bisschen durcheinander, weil mir die Zusammenhänge gefehlt haben. Dies legt sich aber im Verlauf des Buches. Jeder Faden findet irgendwann zueinander, so dass man Ende ein äußerst ansehnliches Netz vor sich hängen hat. Es fügt sich alles zusammen und passt auch alles wunderbar. Oft habe ich mich gefühlt, als hätte mich die Autorin in einen Irrgarten entführt. Ich nahm eine Abzweigung, weil ich eine Vermutung hatte, und doch stand ich vor einer Sackgasse. Also drehte ich wieder um, um in die andere Richtung zu gehen, stand aber erneut in einer Sackgasse. Lisa Gardner spielt mit dem Leser. Sie wirft mit Bruchstücken um sich, die eigentlichen Hinweise bleiben jedoch in der Hecke versteckt. Auch braucht es bei diesem Thriller nicht viel Blut, damit einem Angst und Bange wird. Nein, dieser Thriller hat es absolut auf das Innere abgesehen, was die Autorin bombastisch umgesetzt hat.
Das Buch wird abwechselnd aus der Sicht von Kimberly und anderen Charakteren erzählt. In manchen kursiv geschriebenen Kapiteln bedient sich die Autorin an der Ich-Form, was die Identifikation mit der Person sehr erleichtert auch, wenn man manchmal überhaupt keine Ahnung hat, wer diese Person gerade ist. Erst zum Ende hin begreift man, mit wem wir es in den kursiv geschriebenen Kapiteln zu tun hatten...

Fazit
"Du darfst nicht lieben" ist ein temporeicher Thriller, bei dem es mir ab und an ganz anders wurde. Ich hatte, wenn detailliert auf die Spinnen eingegangen wurde, Gänsehaut und habe abends mehr als einmal nachgeschaut, ob ich wirklich alleine in der Wohnung bin. Ja, ich gebe es zu: Ich hatte stellenweise echt Angst, dabei bin ich eigentlich gar nicht so zart besaitet, wenn es um Thriller geht. Lisa Gardner legt eine angenehme Schreibweise an den Tag und so vergeht der immerhin 480 Seiten lange Thriller wie im Fluge. 
Wenn ich am Anfang nicht solche Schwierigkeiten gehabt hätte, in die Geschichte zu finden, hätte ich diesem Buch die höchste Wertung als Pageturner gegeben, so musste ich leider ein Blümchen abziehen - Kann das Buch Thriller-Fans aber nur wärmsten ans Herz legen.
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