Rezension

Nicht nur für Jugendliche!

Dumplin' - Julie Murphy

Dumplin'
von Julie Murphy

Bewertet mit 4 Sternen

Willowdean – „16, Dolly-Parton-Verehrerin und die Dicke vom Dienst“ – wird von ihrer Mutter immer nur Dumplin' genannt. Bisher hat sie sich in ihrem Körper eigentlich immer wohl gefühlt. Sie ist eben dick – na und? Mit ihrer besten Freundin Ellen an ihrer Seite ist das sowieso total egal. Doch dann lernt sie den sportlichen und unfassbar attraktiven Bo kennen. Kein Wunder, dass sie sich hoffnungslos in ihn verknallt – dass er sie allerdings aus heiterem Himmel küsst, verunsichert sie völlig. Plötzlich macht es ihr doch etwas aus, nicht schlank zu sein. Um ihre Selbstzweifel in den Griff zu bekommen, beschließt Will, sich der furchteinflößendsten Herausforderung in ganz Clover City zu stellen: Sie will am „Miss Teen Blue Bonnet“-Schönheitswettbewerb teilnehmen und allen – vor allem sich selbst – beweisen, dass die Kleidergröße für das ganz große Glück überhaupt keine Rolle spielt. „Badeanzüge haben so etwas an sich, das einen denken lässt, man müsste sich erst das Recht verdienen, sie zu tragen. Aber eigentlich ist doch die entscheidende Frage: Hast du einen Körper? Dann zieh ihm einen Badeanzug an.“

Dieses Jugendbuch ist für mich wirklich eine Überraschung. Ich habe es mir nachträglich zu einer Leserunde zu Gemüte geführt und es hat einen guten Eindruck bei mir hinterlassen. 

Die Autorin schreibt über ein Mädchen, dass nicht den üblichen Schönheitsidealen entspricht, etwas zu dick ist, aber trotzdem nicht unzufrieden mit sich selbst. 
Sie wird hier herrlich charakterisiert, ist eine sympathische Hauptfigur und wirkte auf mich durchgehend realistisch und vielschichtig. Will, wie sie im Buch von ihren Freunden genannt wird, könnte eine echte Jugendliche sein, die man auch mal eben zufällig auf der Straße treffen kann. 
Auch die anderen Personen im (Jugend-)Roman sind detailliert und liebevoll beschrieben und wirken von der ersten Seite an sehr echt. 
Dieses Buch thematisiert nicht nur die Schwierigkeiten der heutigen Zeit, mit mehr Gewicht und untypischem Aussehen, sondern auch Probleme zwischen Kind und Eltern, in diesem Fall der Mutter. Man kann sich gut in Will hineinfühlen, fiebert mit, wenn es darum geht, wie sie Krisen bewältigt und mit dem alltäglichen Gefühlschaos fertig wird, in welches einen die erste Liebe stürzt. 

Mit ihrem beschwingten und leichten Erzählstil, erschafft die Autorin eine wirklichkeitsgetreue Atmosphäre, die mich als Leser sehr schnell gefangen genommen hat. Allerdings gibt es auch ein paar Längen. Sie halten sich zwar in Grenzen, ab und an hatte ich aber das Gefühl, als wäre die Schriftstellerin etwas zu sehr abgeschweift. Dies hatte keinen besonderen Einfluss auf die Geschichte an sich, aber an diesen Textabschnitten habe ich etwas den Elan verloren. Nach ein paar weiteren Zeilen, glichen sich solche Längen allerdings wieder aus. Trotzdem würde ich hier einen Punkt abziehen, da der Lesefluss hin und wieder ein bisschen ins Stocken geriet.

Dieser Roman im Genre Jugendbuch angelegt, doch ich fand, dass er durchaus auch als Erwachsenenlektüre taugt. Er zeigt wunderbar die Gefühlswelt einer 16-jährigen auf und, zumindest kann ich mir das vorstellen, regt Mädchen mit ähnlichen Problemen und Sorgen an, selbstbewusster zu sein und sich zu nehmen, wie man ist. 
„Dumplin‘“ hat mich überzeugt und deswegen vergebe ich vier von fünf Sternen und damit ein „Sehr gut“ in meinen Bewertungen. Dazu gibt es eine Leseempfehlung, die ich nicht nur an Teenies richten möchte, sondern auch an Erwachsene.