Rezension

Nicht nur Horror

Horrorstör - Grady Hendrix

Horrorstör
von Grady Hendrix

Bewertet mit 3.5 Sternen

Amy arbeitet bei Orsk. Das ist ein Möbelgeschäft, das ähnlich wie Ikea aufgebaut ist. Dort geschehen aber seit kurzem seltsame Dinge und deshalb bleibt sie und zwei Kollegen über Nacht im Laden um herauszufinden was dort passiert.

Das Cover ist einfach genial. Überhaupt die ganze Aufmachung des Buches ist super klasse. Es erinnert ganz klar an einen Ikeakatalog und auch das Format trägt zu diesem Eindruck bei. Wobei es leider etwas unhandlich beim Lesen ist, aber darüber habe ich bei dem tollen Stil drüber hinweg geschaut.
Amy ist ein klassischer Horrorgeschichten Charakter. Sie ist sehr sarkastisch und kritisch gegenüber allem eingestellt. Überhaupt sind alle Charaktere im Buch eher stereotypisch und jeder übernimmt eine klassische Rolle.
Zur Idee des Buches finde ich das gar nicht schlecht, auch das Amy so extrem contra ist fand ich gut. Das hat gut gepasst.
Und so habe ich dann auch das klassische Horrorszenario erwartet. Was auch später geliefert wurde, allerdings startet der Autor seine Geschichte dann doch zunächst recht ruhig.
Bzw. bekommt man als Leser zuerst die volle Power Parodie auf Ikea geboten.
Das war wirklich teilweise recht lustig und hat mir gut gefallen, aber da Thriller vorne auf dem Titel steht, hatte ich doch ein bisschen was anderes erwartet. Ich war also total auf den Horroranteil der Story gespannt.
Aber auch da bekommt man am Anfang erstmal eine Parodie auf Horrorgeschichten geboten, hatte ich das Gefühl. Da habe ich mich auch gefragt, ob ich vielleicht ganz falsche Erwartungen hatte. Obwohl mir dieser Klamauk auch gut gefallen hat und ich es gerne gelesen habe, verspricht das Buch doch eigentlich was anderes.
Und irgendwann begann dann aber auch eine Horrorgeschichte.
In einem für mich ziemlich abrupten Wechsel. Man ist noch voll drin in dieser etwas lustigen Verballhornung von Ikea und Horrorgeschichten und auf einem sollte man umswitchen auf Angst und Panik. Das kam mir dann, obwohl ich ja doch darauf gewartet hatte etwas unpassend vor. Als hätte der Autor sich auf einmal darauf besonnen, dass er ja eigentlich einen Horrorroman schreiben wollte und keine Parodie.
Und da versucht er auch seine Charaktere irgendwie zu wandeln. Nehmen wir zum Beispiel Amy, die wie oben erwähnt zunächst sehr kritisch allem übersinnlichen eingestellt ist, aber dann ganz plötzlich voll in dieser Gruselgeschichte aufgeht und sich von einer ichbezogenen Person zur quasi Heldin entwickelt.
Mitten im Buch ist da also dieser extrem auffallende Cut und alles ändert sich. Ich denke mal, dass das vielleicht bewusst so gemacht wurde, aber mir hat das an dem Buch weniger gut gefallen.
Das Ende ist zwar dann wieder gut gelöst und passt auch zu den „neuen“ Charakteren, aber ein klein bisschen gewollt positiv wirkt es auf mich. Ich habe es vielleicht schonmal erwähnt, aber eine Horrorgeschichte muss für mich nicht immer gut ausgehen. ;)

Mein Fazit: Dieses Buch ist ein wirklicher Hingucker und genau deshalb ist es mir ins Auge gesprungen. Und da es auch Horror versprach, habe ich es gekauft. Allerdings bekommt man zunächst eine Parodie auf Ikea und Horrorgeschichten geliefert, was auch gut war, aber dieser extreme Schnitt dann zur Horrorgeschichte war mir etwas zu krass. Vielleicht hätte man sich dann doch besser auf eine Sache konzentrieren sollen.