Rezension

Nicht nur Mord und Totschlag, sondern auch das reale Leben!

Schwarze Seele - Ellen Dunne

Schwarze Seele
von Ellen Dunne

Bewertet mit 4 Sternen

Ohne den Vorgängerband „Harte Landung“ zu kennen, bin ich gut in das Geschehen eingestiegen. In ihrem zweiten Fall ermittelt Patsy Logan im Englischen Garten in München. Dort fand ein Spaziergänger mit Hund im Schwabinger Bach einen ertrunkenen Mann. Es handelt sich um den Iren Donal McFadden, der inzwischen von seiner Schwester Siobhan als vermißt gemeldet wurde. Auf die deutsch-irische Kommissarin bei der Münchner Mordkommission kommt in der Folge einiges zu. Sie hat stark zu kämpfen an mehreren Fronten. Es ist kein leichtes Arbeiten mit den Kollegen, die ständig versuchen ihr Steine in den Weg zu legen. Nur Kris, ihre junge Kollegin, steht an ihrer Seite. Auch privat gibt es bei Patsy nichts Positives zu vermelden. Zum wiederholten Male musste sie verkraften, dass sich ihr Kinderwunsch nicht erfüllte. In der Ehe mit Stefan scheint es zu kriseln.

Wer ist nun schuld, dass McFadden in dem eisigen Bach den Tod fand? Das ist der Ausgangspunkt und für Patsy bedeutet es zähe Ermittlungsarbeit. Es gibt mehrere Verdächtige; beliebt war der Ire nicht. Zu Beginn sammeln die beiden Kriminalistinnen Fakten, um zu klären, ob es sich um Unfall, Tötungsdelikt oder sogar Mord handelt. Es geht in der Geschichte sehr langsam voran, da sich der Krimi auch um die Befindlichkeiten seiner Charaktere bemüht. Der Fokus liegt dabei auf Patsy, ihren vergeblichen Versuchen schwanger zu werden, ihr Verhältnis zum Ehemann und zum Bruder Robbie, der wiederum ein ziemlicher Hallodri ist. Es wird in die Vergangenheit der Geschwister in der irischen Heimat geblendet und u.a. vom Selbstmord des Vaters berichtet...

Weitgehend wird in der Ich-Perspektive geschrieben, die jedoch ab und zu verlassen wurde, was es mir nicht leicht machte, den Handlungsverlauf zu verfolgen. Es störte mich im Lesefluß.

Die Auflösung des Falles, die sehr spektakulär gestaltet wurde, erstaunte mich nicht, da ich durch die ausgezeichnete Charakterdarstellung Ellen Dunnes sehr bald die richtige Person als tatverdächtig einstufte. Wahrlich eine „Schwarze Seele“!
Der Krimi hat mich, auch mit den detaillierten privaten Aspekten um die Hauptperson Patsy und anderer Charaktere, gut unterhalten. Das dienstliche und private Geschehen empfand ich als ausgewogen und die Stimmungen wurden gut übermittelt. Es wird ein breites Spektrum menschlicher Verhaltensweisen dargestellt. Diese reichen von Mobbing, Aversionen gegen Frauen im Beruf, Missgunst, Manipulation, Stalking, Beziehungsdramen und vieles mehr. Das wird in einem sprachlich überzeugenden Stil von der Autorin in anschaulichen Metaphern dargeboten.

Zum Ende bleibt für mich die Frage, wie wird es mit Patsy und ihrem Mann Stefan weitergehen? Nutzt sie die Zeit in Irland, um sich darüber klar zu werden?

Alles in allem möchte ich „Schwarze Seele“ empfehlen für diejenigen, die nicht nur an Mord und Totschlag interessiert sind, sondern auch an den Geschichten, die das Leben schreibt. Es ist ein etwas anderer Krimi!