Rezension

Nicht schlecht

Serpentinen - Bov Bjerg

Serpentinen
von Bov Bjerg

Bewertet mit 4 Sternen

Kennt jemand von euch die Formel für „Familienbla“? Also Erzählungen, die nicht nur bei allen Festen innerhalb der Familie erzählt wurden. Sie lautet: (E+G) x V = F. Habt Ihr keine Ahnung? Nun ja, dann lest das Buch „Serpentinen“ von Bov Bjerg. Es steht auf der Shortlist des #dbp20. Der Autor schreibt von einer Reise, die der Vater mit seinem Sohn unternimmt. Er fürchtet sich. Sämtliche Vorfahren sind tot und das keineswegs aufgrund von Krankheit oder Altersschwäche. Nein, sie erhängten oder erschossen sich. Der Vater hat Angst davor, dass auch er den Einflüsterungen des „Teufels“ erliegt und seinem Leben ein Ende setzt. Dabei möchte er doch viel lieber vergessen. Seinem Sohn ein guter Vater sein.

 

Der Ich-Erzähler berichtet von Steinmetzen, die durch chinesische Sekretärinnen einfach mal so ersetzt werden. Er nennt seine Liebsten nie bei ihrem Namen. Der Sohn ist schlicht und einfach „der Junge“ und seine Frau nur „M“. Dass er unter Depressionen leidet, das ist kaum verwunderlich. Litt er doch unter einem depressiven Vater, der seine Beschwerden lindern wollte, indem er viel Alkohol trank. Bei der Reise in die Vergangenheit erinnerte sich der Vater an die Kindheit im Böhmerwald und an die Erzählungen der Mutter über die Sudeten und die Flucht nach Deutschland.

 

Ein Vater möchte verhindern, dass er dem „normalen“ Lebensende seiner Vorfahren folgt. Er packt seinen Sohn und reist mit ihm zu den Orten seiner Kindheit. Schafft er das Unglaubliche? Kann er sich den Traumen seiner Vorväter stellen und weiterleben? Ein sehr gutes Buch, welches mich beeindruckte. Wäre das Ende für mich nachvollziehbar, dann hätte ich #Serpentinen auch mit fünf Sternen bewertet.